Boofentour
Ende April / Anfang Mai 2017 war mal wieder eine kleine Auszeit geplant. Für eine Tour nach Skandinavien war es mir aktuell einfach wettertechnisch zu kühl und zu unbeständig. Also kam die Idee auf, mal wieder für ein paar Tage in die Sächsische Schweiz zu fahren. Anders als bei meinen vorigen Touren sollte es dieses Mal aber als Unterkunft keine Pension werden sondern die freie Natur.
Für diese Form der Übernachtung gibt es in der Region sogar einen eigenen Begriff, boofen.
Das sächsische Wort boofen wurde von pofen (= tief und fest schlafen) abgeleitet.
Im Nationalpark der Sächsischen Schweiz ist das Übernachten im Freien nur an, durch die Nationalparkverwaltung ausgewiesenen Stellen erlaubt. Insgesamt soll es 57 dieser offiziellen Boofen geben. Für diese Form des Übernachtens gelten einige Regeln, die aber auch für jeden mit gesundem Menschenverstand selbstverständlich sein sollten. So ist z. Bsp. kein offenes Feuer erlaubt, jeder nimmt seinen Müll selbst mit und man hinterlässt die Boofe mindestens so wie man sie vorgefunden hat. Eine Regel die mir als Nichtkletterer nicht so ganz einleuchtet ist, dass das Boofen nur in direktem Zusammenhang mit der Ausübung des Kletterns erlaubt ist.
Auf meiner Tour habe ich jedoch keine Kontrollen durch die Nationalparkverwaltung erlebt. Es soll aber gerade an den Wochenenden verstärkte Kontrollen geben.
1. Tag
Ich hatte meine Anreise so geplant, dass ich zur Mittagszeit in Bad Schandau eingetroffen bin. Als Startpunkt hatte ich mir den Zahnsgrund ausgesucht. Etwas oberhalb der Schrammsteinbaude gibt es die Möglichkeit sein Auto kostenlos und vor allem für mehrere Tage zu parken.
Von hier ging es den Zschiehädelweg in Richtung Ostrau und weiter in Richtung Höhe Liebe. Bevor es jedoch auf den ersten Gipfel der Tour gehen sollte, gönnte ich mir noch einen Abstecher zur Teufelsmauer und besichtigte die dortige Boofe. Aber für die Suche nach einem Übernachtungsplatz war es natürlich noch viel zu früh. So ging es hoch auf die Hohe Liebe wo eine genüssliche Mittagspause folgte. Im Anschluss führte mich meine Route zum Großen Dom. Ein Weg der zwar noch auf vielen Karten verzeichnet ist, aber nicht mehr ausgeschildert wird. Von hier ging es über die Domstiege nun wieder hinauf. Die Domstiege ist schon ein etwas anspruchsvollerer Weg, aber selbst für mich mit Boofengepäck gut zu meistern gewesen. Nach einem kurzen Abstecher zum Kleinen Prebischtor ging es über die Höllenwand zu meinem heutigen Übernachtungsplatz, der Sandlochboofe. Diese recht kleine Boofe hatte ich vor Jahren auf der Suche nach der Sandlochhöhle durch Zufall entdeckt. Seitdem stand hier eine Übernachtung ganz oben auf meiner Wunschliste. Nun ließ ich den ersten Tag entspannt ausklingen und genoss den tollen Ausblick.
2. Tag
Die erste Nacht unter und auf Felsen war zwar etwas frisch, es gab aktuell in den Nächten noch leichte Minusgrade, dafür aber völlig ruhig und entspannt. Ein perfekter Tour Auftakt. Nach dem Frühstück ging es nun über die Höllwand und die Affensteinpromenade bis zum oberen Ausstieg der Häntzschelstiege. Nein ich wollte hier mit dem Boofengepäck nicht runter sondern lediglich die tolle Aussicht genießen. Mein Weg führte mich weiter bis zum Frienstein und der Idagrotte. Nun war es auch Zeit für eine erste Rast. Am Friensteinflößel füllte ich meine Wasservorräte auf. Da hier nur sehr wenig Wasser fließt dauerte dies entsprechend lange. Den Hinweis „Kein Trinkwasser“ ignorierte ich. Beeinträchtigungen konnte ich auf der Tour nicht feststellen, allerdings nutzte ich das Wasser auch nur abgekocht.
Mein Weg führte mich über die Obere Affensteinpromenade, den Oberen Fremdenweg, den Reit- und Roßsteig bis zum Katzenstein. Von hier gehen einige markierte Wanderwege ab. Ich entschied mich jedoch für einen nicht erlaubten Weg. In diesem Teil des Nationalparks dürfen offiziell nur markierte Wege benutzt werden. Neben den markierten Wanderwegen können dies auch Kletterpfade oder Zugänge zu Klettergipfeln sein. Alle Wege ohne eine dieser Markierungen dürfen nicht genutzt werden. Sollte ein Ranger einen hierbei erwischen drohen entsprechende Strafen. Soweit die Theorie. Ich entschied mich jedoch trotz dieses Wissens über den Weg Försters Loch zum Kleinen Kuhstall zu gelangen. Der Weg war gut zu erkennen und sah auch nicht so aus, als wenn ehr nicht begangen wird. Nach einer entspannten Mittagpause am Kleinen Kuhstall sollte es nun in Richtung Zeughaus gehen. Über den Gehackten Weg ging es zur Goldsteinaussicht. Hier bot sich ein schöner Blick in den hinteren Teil des Großen Zschand´s. Da der Nachmittag noch recht jung war machte ich noch einen etwas größeren Umweg über den Goldsteig bis zur Richtergrotte. Über die Richterschlüchte ging es dann zum Zeughaus. Als heutigen Schlafplatz hatte ich mich für die Kansteinboofe entschieden. Ich folgte ein Stück der Zeughausstraße und bog dann ab. Von nun an hieß es bergauf bis zur Boofe. Nach etwas suchen hatte ich den richtigen Zugang gefunden und konnte auch hier einen tollen Ausblick und eine ruhige und einsame Nacht verbringen.
3. Tag
Nach einem Frühstück im strahlenden Sonnenstein ging es von der Kansteinboofe zum Flügel E und weiter zur Aussicht auf dem Teichstein. Auf meinem weiteren Weg in Richtung Raubschloß kam ich dann zum ersten Mal auf der Tour in einen Schauer. Aber er sollte nicht lang anhalten. Da meine Wasservorräte bereits wieder etwas knapp wurden und Quellen hier leider nicht weit verbreitet sind, entschloss ich mich zu einem kleinen Umweg um am Eichenborn meine Vorräte aufzufüllen. Auch diese Quelle war von guter Qualität. Bei nun zwischenzeitlich strahlendem Sonnenschein legte ich hier mal wieder eine etwas längere Pause ein. Im Anschluss folgte ein etwas anstrengender Aufstieg bis zum Pavillon auf dem Kleinen Winterberg. Weiter ging es über den Oberen Fremdenweg und den Reitsteig. Leider konnte ich die von mir für heute favorisierte Bussardboofe nicht finden und entscheid mich daher meine Tour auf dem Oberen Terrassenweg zu beenden. Hier entschied ich mich für eine Boofe direkt am Weg. Am Abend kam dann noch eine Gruppe von 9 Personen an. So ließen wir den Abend gemeinsam mit netten Gesprächen und viel Spaß ausklingen.
Zurück in die Zivilisation
Heute nun galt es eine Entscheidung zu fällen wie die Tour weiter verlaufen sollte. Das Wetter war nun zum Wandern mehr als Perfekt. Zudem war an diesem Wochenende durch den 1. Mai auch noch ein verlängertes Wochenende und entsprechend viele Menschen waren leider auf den Hauptwegen unterwegs. Da mein Rucksack mit der gesamten Ausrüstung (Schlafsack, Isomatte, Kocher, …) recht sperrig und schwer war, scheiden die kleinen wenig begangenen Pfade leider aus. Ich entschied mich daher meine Trekkingtour heute zu beenden. Für die heutige Mittagspause suchte ich bei strahlendem Sonnenschein einen meiner Lieblingsplätze auf. Über den Oberen Terrassenweg ging es bis fast zur Schrammsteinaussicht. Aber halt nur fast. Mein Ziel lag etwas unterhalb und etwas näher an der Elbe. Es ging auf den Frühstücksplatz. Bei strahlendem Sonnenschein hatte ich die tolle Lokation ganz für mich allein. Ein schöner Abschluss einer tollen Tour. Der Abstieg in den Zahnsgrund war fast schon ein Spaziergang. Allerdings musste man auf Grund der vielen Menschen an den Treppen anstehen und brauchte entsprechend Geduld.
Am Abend quartierte ich mich für die nächsten Tage auf dem Campingplatz Ostrauer Mühle im Kirnitzschtal ein. Nach dem Aufbau des Zeltes und einer ausgiebigen Dusche ließ ich es mir im Biergarten bei Schweinebraten und lecker Schwarzbier so richtig gut gehen.
Stiegentour mit leichtem Gepäck
Am 1. Mai war strahlender Sonnenschein. Also ein idealer Tag für eine Wanderung in die Felsenwelt aber bitte nicht auf den Hauptwegen. Vom Campingplatz ging es auf dem Flößersteig bis zum Beuthenfall. Hier bot sich ein trauriger Anblick. Die Gebäude stehen seit Jahren leer und verfallen immer mehr. Wirklich mehr als Schade.
Mein erstes Ziel war die Häntzschelstiege. Am Vormittag war hier zum Glück noch recht wenig Andrang. Kurz vor dem Ende des unteren Abschnittes bog ich zur Aussicht mit einem der berühmtesten Bäume der Gegend ab. Das Wetter war toll aber es war recht windig. Im Anschluss querte ich die Obere Affensteinpromenade um gleich im Kamin den oberen Teil der Häntzschelstiege zu begehen. Für mich eine der schönsten Stiegen. Heute startete ich einen erneuten Anlauf die Bussardboofe zu entdecken. Leider klappte dies wieder nicht, aber ich entdeckte so eine andere Boofe mit einer tollen Aussicht. Über den Oberen Terrassenweg ging es die Starke Stiege herunter. Mit leichtem Rucksack war dies gut zu meistern. Über den unteren Teil der Rotkehlchenstiege ging es auf den Unteren Terassenweg. Ich mag diesen Pfad, auch wenn er sich nicht wirklich hoch über dem Tal befindet. Beim queren der Heiligen Stiege war ich mehr als erschrocken wie viele Leute hier anstanden. Aber für den Aufstieg hatte ich einen anderen Weg vorgesehen. Es ging die Rübezahlstiege hinauf. Diese war zwar auch gut besucht, aber auf Grund der mangelnden Ausschilderung hielt sich der Andrang noch in Grenzen. Am oberen Ausstieg bog ich zur Aussicht ab. Nun musste ich für mein nächstes Ziel einmal das Massiv überqueren. Auf dem Reitsteig und Zurückesteig nährte ich mich diesem. Es sollte über die Lorenzlöcher hinab gehen. Der Einstieg war etwas schwer zu erkennen, aber kaum auf dem Pfad war er gut auszumachen und Fußspuren zeugten von einer regelmäßigen, wenn auch geringen, Benutzung. Allerdings war das passieren durch eine Vielzahl umgestürzter oder umgesägter Bäume sehr mühsam. Beeindruckend fand ich, wie das schmale Tal sich auf dem Weg plötzlich öffnete und sogar ein gepflasterter Weg zum Vorschein kam. Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit beschloss ich nun auf die ursprünglich zum Abschluss geplante Besteigung des Carolafelsens zu verzichten und über die Untere Affensteinpromenade und dem Beuthenfall direkt im Lichtenhainer Wasserfall einzukehren. Hier ließ ich es mir erneut gut schmecken und konnte auf eine tolle Tour über die Stiegen zurück blicken.
Der Panoramaweg
Für den letzten Tag hatte ich mir einen für mich bisher völlig unbekannten Weg ausgesucht. Ich wollte den Panoramaweg erkunden. Mit dem Bus fuhr ich hierfür bis zur Buschmühle. Im Regen bestieg ich von hier den Arnstein. Weiter ging es nach Ottendorf. Allmählich besserte sich das Wetter und der Regen hörte auf. Es sollte sogar noch besser werden, und die Sonne ließ sich blicken. Nun ging es weiter über Lichtenhain, Mittelndorf und Altendorf bis nach Bad Schandau. Ein wirklicher schöner Wanderweg abseits der Straße. Es boten sich immer wieder tolle Ausblicke in die Felsenwelt. Bevor ich aber zum Schluss ins Tal abstieg, ging es noch zur Schloßruine auf den dortigen Aussichtsturm.
In Bad Schandau gönnte ich mir zur Belohnung in einem Café ein schönes Stück Kuchen und einen Kaffee. Das letzte Stück bis zum Campingplatz ließ ich ganz entspannte in der Straßenbahn angehen. Am Abend kehrte ich erneut bei Sonnenschein im Biergarten ein und ließ damit den Urlaub ausklingen.
Auch wenn ich mich recht spontan für dieses Reiseziel entschieden habe, war es eine wirklich tolle Tour auf der ich wunderbar abschalten konnte. Selbst das Wetter spielte insgesamt mehr als gut mit.