Der Nord Westen Europas war auf meiner Europa Karte bisher noch ein weißer Fleck. Der Wunsch auch diese Gegend einmal zu bereisen, bestand schon seit längerem. Irgendwie sollte es im Jahr 2024 sein, dass auf den Sozialen Medien mir von Bekannten immer wieder Bilder von dieser Gegend präsentiert wurden. Auch in Gesprächen mit Freunden ging es das ein oder andere Mal um ihre Reise in diese Region.
So fasste ich den Entschluss, mich Ende August aufzumachen. Begleitet von der Hoffnung, nicht ganz so viel Regen zu erleben, wie ich befürchtete.
Anreise
Am ersten Tag ging es bis in die Niederlande. Bis auf einen Stau vor dem Elbtunnel in Hamburg verlief die Fahrt sehr entspannt. Nach einem schönen Sonnenaufgang an der Maas, sollte es heute bereits mit der Fähre nach Dover gehen. Ich hatte mich hierfür für die Abfahrt ab dem französischen Dunkerquere / Dünkirchen entschieden.
Da heute den ganzen Tag die Sonne bei sommerlichen Temperaturen scheinen sollte, verbrachte ich die Zeit bis zum Nachmittag am Strand Digue du Break von Grand Synthe. Hier schnürte ich die Laufschuhe und unternahm einen Lauf immer am Meer entlang bis zum Leuchtturm Feu de Saint Pol. Nach dem Lauf sprang ich noch kurz ins Meer bevor es dann allmählich Zeit für das Check In wurde.
Süd-England
Die Fährüberfahrt nach Dover war ruhig und entspannt.
Nach der Ankunft in Dover galt es sich dem Linksverkehr zu stellen. Ehrlich gesagt, hatte ich hierfür etwas Respekt. Aber es sollte völlig unbegründet sein. Problemlos kam ich damit von Beginn an zu recht. Einzig morgens direkt beim Losfahren auf unmarkierten Straßen musste ich mich etwas konzentrieren.
Für die erste Übernachtung in England fiel meine Entscheidung spontan auf Minster auf der Isle of Sheppey. Hier spazierte ich am Abend noch am Strand entlang und genoss den Sonnenuntergang über den nahen Golfplatz. Hier konnte ich meinen ersten Geocache in UK finden.
Am nächsten Morgen ging es vor dem Frühstück erneut in die Laufschuhe und eine Runde bei Sonnenaufgang am Meer entlang. Nach einem kurzen Bad im Meer stärkte ich mich noch und dann ging es wieder zurück auf die Bahn. Heute sollte es bereits bis nach Liverpool gehen, wo am Abend bereits die nächste Fähre gebucht war.
Liverpool und die nächste Fähre
Die Autobahnen bis nach Liverpool waren recht voll und immer wieder gab es kleine Staus. Aber ich lag gut in der Zeit und konnte auch diesen Nachmittag bei bestem Sommerwetter erneut am Strand verbringen. Hierfür ging es für mich nach New Brighton. Auf der kurzen Fahrt von Liverpool sollte ich aber etwas Schwierigkeiten mit dem Linksverkehr haben. Es galt eine Mautstelle zu passieren. Hier half alles nichts und ich musste zum Bezahlen einmal zu Fuß zur Beifahrerseite.
Ausgeruht ging es dann am Abend zum Check In für die Fähre nach Douglas auf der Isle of Man. Etwas überrascht war ich von den strengen Kontrollen am Check In. Neben dem Auto wurden auch alle Insassen wie am Flughafen kontrolliert. Zu finden gab es bei mir aber natürlich nichts.
Auch hier erwartete mich eine recht entspannte Überfahrt. Dieses Mal allerdings deutlich flotter, mit einem Katamaran. Mit bis zu über 60 km/h ging es durch die nächtliche Irische See. Nach nicht einmal 3 Stunden war das Ziel bereits erreicht.
Isle of Man
Da es bei meiner Ankunft in Douglas bereits 23:00 Uhr war, suchte ich mir ganz in der Nähe an den Klippen einen Platz zum Übernachten. Kurz nach meiner Ankunft schaute noch die Polizei vorbei. Sie wollten wissen, was ich hier mache. Aber alles in Ordnung. Man wünschte mir eine gute Nacht und eine schöne Zeit auf der Insel.
Die nächsten Tage genoss ich die Insel in vollen Zügen. Ich streifte kreuz und quer durch die Gegend. Besonders toll fand ich das Innere der Insel mit ihren Bergen, Wäldern und Ruhe. So ging es zum Beispiel auf einer kleinen Wanderung auf den Snaefell, dem mit 621 m höchsten Berg der Insel. Als Startpunkt wählte ich hierfür The Bungalow an der Mountain Road, der Verbindungsstraße zwischen den Orten Douglas und Ramsey.
Die Mountain Road ist Teil der Strecke des berühmten TT Rennens (Tourist Trophy). Hierbei handelt es sich um ein Motorradrennen, das seit 1907 veranstaltet wird. Insgesamt sind 3 bis 6 Runden á 60,725 km zu absolvieren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bei der TT beträgt bei den schnellsten Maschinen 130 mph (209 km/h). Fast jedes Jahr kommt es zu tödlichen Unfällen. Daher gilt die TT nicht nur als das älteste, sondern auch als das gefährlichste und umstrittenste Motorradrennen der Welt. Die spärlichen Schutzräume bzw. -auffangbereiche sind das ganze Jahr aufgebaut.
Deutlich entspannter ging es für mich aber von The Bungalow ziemlich geradlinig den Grashang hinauf zum Summit Hotel, wo sich die Bergstation der Snaefell Mountain Railway befand. Hierbei handelt es sich im eine Art Straßenbahn. Dies ist sicherlich die bequemste Art den Gipfel zu erreichen. Vom Summit Hotel waren es dann nur noch wenige Meter bis zum eigentlichen Gipfel mit Gipfelstein und einer schönen Aussicht über das Inselinnere und die Küsten. Sogar Markierungen für den Orientierungslauf waren am Gipfel vorhanden.
Ich besuchte den nördlichsten Punkt der Insel, Point of Ayre. Im Süd Westen der Insel, am Calf Sound mit direktem Blick zur Insel Kitterland, konnte ich unzähligen Robben beim Toben im Meer bestaunen. In Laxey besuchte ich die alte Miene und Laxey Wheel, ein ganz spezielles Wasserkraftwerk. Aber es zog mich auch immer wieder an die Küste, mit ihren großartigen Klippen. Bei meinen Streifzügen kam ich auch an einer Trail Veranstaltung für alte Motorräder vorbei. Ein tolles Spektakel mit unzähligen großartigen Maschinen. Insgesamt gefiel mir die Insel of Man richtig toll. An den Klippen fühlte ich mich immer wieder an die raue Westküste Portugals erinnert. Das Inselinnere mit ihren Bergen und teils dichten Wäldern bildete einen schönen Kontrast dazu. Ein perfekter Auftakt für meine Reise.
Wasdale im Lake District
Von Douglas ging es im Anschluss etwas langsamer, aber auch rauer wieder zurück nach England, nach Heysham. Leider gibt es im September keine Überfahrten mehr nach Dublin oder Belfast, deswegen hatte ich die Insle of Man nun auf meine Reise nach Schottland gelegt. Auf der knapp 4-stündigen Überfahrt gab es dieses Mal deutlich mehr Wellengang. Aber ich konnte gut entspannen und nutzte die Zeit am Laptop und plante bereits die nächsten Tage in Schottland. Von Heysham ging es auf immer schmaler werdenden Straßen zu meinem nächsten Ziel, nach Wasdale im Lake District National Park. Hier quartierte ich mich für die beiden folgenden Tage auf dem Campingplatz am östlichen Ende des Sees Wast Water ein.
Am Nachmittag ging es dann auf, die ersten Trails in der Umgebung zu erkunden. Ich hielt mich heute mit Höhenmetern noch zurück und legte etwas über 5 km zurück. Immer wieder legte ich einen Fotostop ein. Die Landschaft war einfach fantastisch. Grüne Hänge und schroffe Berge.
Am Abend spannte ich noch meine neue „Markise“ auf. Ich hatte sie nur wenige Tage vor meiner Abreise bestellt. Und sie sollte eine sehr gute Investition werden.
Trailrun auf den Scafell Pike,
mit 978 m höchster Berg in England
Am nächsten Morgen ließ ich es entspannt angehen. Ich schlief aus und frühstückte ganz in Ruhe. Gegen 11:00 Uhr hatte ich meinen Trail Rucksack gepackt und war bereit, heute Höhenmeter zu sammeln. Leider begann es nun aber mit Regnen. So machte ich es mir mit einem Buch unter meiner Markise gemütlich und wartete ab. Kurz nach 13:00 Uhr hörte der Regen auf. Nun machte ich mich endlich auf, den Scafell Pike im schnellen Schritt zu erklimmen. Der Scafell Piek ist 978 Meter hoch und damit der höchste Berg Englands. Gute 4 km war der Hinweg und bot dabei fast 1.000 hm. Im oberen Teil galt es noch einen Schutthang zu meistern. Auch die Orientierung war nicht immer ganz einfach, den oberen Teil ging es durch die Wolken. Die Sicht war hier leider sehr bescheiden. Aber in knapp unter 2 Stunden war ich am heutigen Tagesziel. Die Sicht blieb bei 0 und noch dazu wehte ein ziemlich heftiger Wind. Ich zog mir trockene Sachen an, trank etwas und stärkte mich kurz. Von nun an ging es nur noch bergab. Ich wählte für den ersten Teil den östlicheren Weg. Dieser ist etwas einfacher aber bot auch noch etliches an Geröll. Da ich heil unten ankommen wollte, lief ich hier noch etwas langsamer.
Im unteren Teil des Weges wichen die Wolken und man konnte die spektakuläre Landschaft in vollen Zügen genießen. Was mag sich einem erst im oberen Teil für eine Aussicht bieten?
Insgesamt legte ich knapp 9,5km und 950 hm in 2:35 h zurück. Ich war zufrieden und nicht völlig kaputt.
Schottland
Am nächsten Morgen ging es für mich weiter gen Norden. Zu Beginn des Tages genoss ich aber den Nationalpark an der einen oder anderen Stellen nochmals in vollen Zügen und bei strahlendem Sonnenschein.
Mein nächstes Ziel hatte ich zufällig bei einer Reportage im heimischen TV entdeckt. Es sollte nach Falkirk Wheel gehen. Hier überwinden Schiffe in der Art eines Riesenrades einen Höhenunterschied von 24 Metern. Diese Konstruktion ist derzeit einzigartig auf der Welt. Ich fand es in Natur noch viel beeindruckender.
Hier könnt ihr einmal den Schleusenvorgang im Zeitraffer sehen https://youtu.be/0X-QSMDXiNU
Für die Nacht hatte ich mir dieses Mal ein abgelegenes Plätzchen am Fluss Spey ausgesucht. Hier in den Highlands fielen die Temperaturen nachts inzwischen bis auf 6 Grad. Auch die Flüsse schafften es nur noch auf um bzw. knapp über 10 Grad. So war das morgendliche Bad schon eine etwas größere Herausforderung.
Heute sollte es für mich nach Fort William gehen. Für mich der Startpunkt zur Besteigung des Ben Nevis. Am Morgen führte mich ein Geocache noch zu einem Denkmal für den wohl berühmtesten Dudelsackspieler aller Zeiten. Ein anderer Cache brachte mich zum Mittelpunkt von Schottland. Auf der weiteren Fahrt ging es am bekannten See Loch Ness entlang. Ich hatte mir schon gedacht, dass es hier touristisch sein würde. Aber es war dann doch noch mehr als befürchtet. So ging es für mich direkt nach Fort William.
Nach dem Auffüllen meiner Vorräte in einem Supermarkt ging es an des NO Ende vom Loch Eil. Hier gab es ein gestrandetes Schiffswrack zu bestaunen.
Im Anschluss schaute ich mir noch den Startpunkt für meine morgige Bergtour an und suchte mir bereits am Nachmittag einen Übernachtungsplatz. Ich wurde an einer alten Militärstraße fündig. Im Anschluss schnürte ich noch meine Laufschuhe und legte knappe und entspannte 5 km über sehr nasse Schafsweiden zurück.
Wanderung auf den Ben Nevis,
mit 1.344 m höchster Berg in UK
Ich entschied mich für meine Bergtour auf den Ben Nevis für den Standardweg vom Visitor Center. Hier gilt aus auf einem breiten Pfad knapp 1.300 m auf 8 km zu überwinden. Ich hatte das Glück diese Tour bei strahlendem Sonnenschein machen zu dürfen. Ich denke, dass dies hier in Schottland schon sehr selten ist. Ich frühstückte auf dem Parkplatz noch entspannt und kam mit dem einen oder anderen noch kurz ins Gespräch. Um 8:30 ging es dann auch für mich los.
Der Weg ist bei klarer Sicht nicht zu verfehlen. Zum größten Teil besteht er aus großen Steinstufen. Und verläuft vielfach im zig zack. Bei 550 hm – 600 hm erreicht man eine Ebene mit dem See Lochan Meall an t Suidhe. Hier gibt es am See viele Möglichkeiten sein Zelt aufzuschlagen. Auch verläuft der Weg hier relativ gerade und eben. Im Anschluss geht es dann wieder recht steil im mittlerweile bekannten zig zack weiter nach oben. Der letzte Teil der Strecke sowie der Gipfel besteht aus Geröll. Dies erinnerte mich sehr an den Gipfelaufbau des finnischen Haltis. Nach etwas über 3 Stunden war ich kurz vor 12:00 Uhr auf dem Gipfel. Neben einer kleinen Schutzhütte gibt es noch den Gipfelstein und Ruinen von anderen, früheren Gebäuden. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto machte ich es mir an der Ostseite des Gipfels gemütlich. Hier kommt die zweite, leichtere Aufstiegsroute an. Bei weiterhin traumhaftem Wetter stärkte ich mich und genoss einfach nur die tolle Aussicht in die Landschaft.
Der Abstieg verlief dann ebenfalls problemlos. Auch wenn ich im letzten Teil des Weges doch meine Beine schon etwas spürte. Am Visitor Center gönnte ich mir noch ein Eis bevor es für mich weiter an die Westküste ging.
Nordirland
Auf meiner Fahrt konnte ich an der Strandpromenade von Girvan noch einen tollen Sonnenuntergang erleben.
Die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltete sich allerdings etwas schwieriger. Direkt an der Küste war am Abend alles mit Wohnmobilen zugeparkt. Ich fand aber wieder ein feines und abgeschiedenes Plätzchen im Hinterland.
Den Vormittag verbrachte ich am Strand von Ballantrae. Hier sprang ich sogar kurz in die recht kühle Irische See. Am Mittag ging es dann mit der Fähre von Cairnryan nach Larne in Nord Irland. Als erstes ging es für mich durch Nord Irland entlang der Glen Coast. Immer wieder führte die Straße durch nette Küstenorte und stets boten sich großartige Ausblicke auf die Irische See. Mein Tagesziel war Giants Coastway. Hier ragen rund 40.000 Basaltsäulen aus dem Meer. Die einen behaupten der Ursprung hierfür lege in Vulkanischen Aktivitäten und der letzten Eiszeit. Die anderen schreiben die Entstehung dem Riesen Finn McCool zu. Da er nicht schwimmen konnte, baute er, um seine Geliebte auf der schottischen Seite zu erreichen, einen riesigen Damm. Die Säulen sind die bis heute davon sichtbaren Reste. Egal welcher Geschichte man mehr Glauben schenkt, beeindruckend ist dies auf jeden Fall. Und gerade am Abend bietet sich in der Abendsonne nochmals eine ganz besondere Kulisse.
Für die heutige Nacht zig ich mich auf einen Berggipfel ins Hinterland zurück.
Achill Island
Heute ging es als erstes zu den Glencar Wasserfällen. Dies aber nur, weil sie eh auf meinem Weg lagen. Recht spektakulär fand ich diese nicht. Nett anzuschauen aber schon.
Auf dem Weg zu den Wasserfällen überquerte ich dann auch die Grenze nach Irland. Kontrollen gibt es auch nach dem EU-Austritt Großbritanniens derzeit nicht. Hier wurde ein gesondertes Abkommen getroffen. Man bekommt auch von der Grenze eigentlich nichts mit. Nur die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind auf einmal wieder in km/h und die Entfernungen in km.
Eher durch Zufall entdeckte ich auf der Karte die Insel Achill Island. Die 142 km² große Insel ist bequem über eine Drehbrücke vom Festland zu erreichen. Cathedral Rock Cliffs bildet mit bis zu 670 m Höhe die mächtigste Klippen Europas. Am SW Ende der Insel liegt der Strand Keem Beach. Ein Strand wie aus dem Bilderbuch. Auch wenn das Wasser recht frisch war, ein Bad musste einfach sein. Und da es noch recht früh am Nachmittag war, schnürte ich auch hier die Laufschuhe. Von Meereshöhe ging es auf den 332 m hohe Benmore. Er ist damit zwar nur halb so hoch wie der höchste Gipfel der Insel, liegt dafür aber direkt am Meer und bietet eine atemberaubende Klippe. Auch hier war es recht stürmisch und so musste ich auf dem Rückweg einen Gang zurückschalten, um durch die Böen nicht zu straucheln. Aber es war ein Lauf der ganz weit oben in meinen Erinnerungen bleiben würde. Im Anschluss ging ich noch einmal baden, bevor ich mir auch hier abseits der Küste einen ruhigen Platz zum Übernachten suchte.
Trailrun auf den Croagh Patrick Pike,
mit 764 m der heilige Berg Irlands
Mein heutiges Ziel war der Croagh Patrick. Der 764 m hohe Gipfel ist der heilige Berg Irlands. Ich wählte auch hier die schnellere Aufstiegsvariante in Laufschuhen. Der Weg ist recht gut zu belaufen. Leider kam ich aber auch hier ab ca. 500 m Höhe in die Wolken. Es wurde wieder nass und am Gipfel herrschte noch dazu ein heftiger Sturm. Die Sicht war leider gleich null. So hielt ich mich nicht lange oben auf und machte mich zügig auf den Rückweg.
Am Nachmittag ging es für mich auf den weiteren Weg gen Süden über die Sky Road. Bei der Sky Road handelt es sich um eine 12 km lange Straßenschleife NW von Clifden. Auf ihr bieten sich tolle Ausblicke auf den Atlantik und die Landschaft. Im Anschluss bummelte ich noch etwas durch Clifden, der Hauptstadt Connemaras. Eine schöne bunte und quirlige Stadt. Den Tag ließ ich dann am Kilteery Pier ausklingen. Hier war am Abend ein stetiges Kommen und Gehen von Schwimmern im Atlantik. Mir war es dafür etwas zu kalt. Aber ich kam mit einigen von ihnen schnell ins Gespräch. Das Schwimmen hat hier eine richtige Tradition.
Trailrun auf den Mount Brandon (951 m)
Heute sollte es weiter in die Region Kerry, im SW Irlands, gehen. Nach einem bewölkten Morgen zeigte sich bereits am späten Vormittag wieder die Sonne. Eigentlich gute Voraussetzungen für einen weiteren Lauf. Das heutige Ziel war der 951 m hohe Mount Brandon sein. Von seinem Gipfel soll man unter anderem einen großartigen Ausblick auf den Atlantik haben. Benannt nach dem Heiligen Brendan „dem Seefahrer“ benannt.
Die Legende besagt, dass er im Jahr 530 n. Chr. Den Gipfel bestieg, um Amerika zu sehen, bevor er auf seiner legendären Reise auf der Suche nach dem „Land der Verheißung“ in See stach. In „The Voyage of St. Brendan“ wird berichtet, wie Brendan und mehr als 14 Mönche in einem Boot in See stachen, das aus einem mit Leder überzogenen Holzrahmen bestand. Auf ihrer Reise über den Atlantik hielten sie skurrile Ausblicke wie „Kristallsäulen“ (Eisberge) und „feuerspeiende Inseln“ (Vulkane) fest. Sieben Jahre später erreichten sie schließlich ihr Paradies im westlichen Atlantik. Die Debatten darüber, ob dieses Land der Kontinent Amerika war oder nicht, dauern an. Wenn ja, dann war Brendan der erste europäischer Besucher der neuen Welt, fast ein Jahrtausend vor Kolumbus. Leider musste ich auch hier bei meiner Ankunft feststellen, dass auch dieser Gipfel wieder in den Wolken lag. Der Aufstieg verlief vom Parkplatz bis zum Gipfel mehr oder weniger geradlinig. Leider steckte ich dann aber ab ca. 500m / 600m in den Wolken und hatte keine wirkliche Aussicht mehr auf die Umgebung. Am Gipfel war es feucht und sehr stürmisch. So zog ich mich lediglich kurz um, aß einen Happen und machte mich schon sehr bald wieder auf den Rückweg. Beim Abstieg riss für einen kurzen Moment die Wolkendecke auf und ich konnte einen Blick auf die wirklich großartige Landschaft genießen. Wenn auch nur für einen sehr kurzen Moment, war nicht nur der Atlantik, sondern auch tolle Felsabbrüche zu sehen.
Zurück am Auto, nahm ich mir etwas mehr Zeit zum Essen. Im Anschluss ging es weiter gen Süden immer wieder auch direkt am Atlantik vorbei. So kam ich zum Beispiel am Inch Beach vorbei. Hier konnte man direkt mit dem Auto an den Strand fahren. Für ein Bad war es mir dann doch aber zu kalt und zu stürmisch.
Am Abend verschlug es mich dann noch an den White Beach. Hier kochte ich mir mein Abendessen und genoss die Ruhe und die Wellen des Atlantiks. Leider setze recht bald ein Nieselregen ein. Da hier das Übernachten ausdrücklich verboten war, zog ich noch etwas weiter. Ich schaute mir noch eine alte Ruine an und zog mich dann etwas abseits der Küste zum Schlafen zurück.
Am nächsten Morgen entdeckte ich einen schönen Sandstrand. Da es aber regnete und stürmte zog ich die dort vorhandene Dusche dieses Mal dem Bad im Meer vor. Auch wenn die Dusche unter freiem Himmel war und nur über kaltes Wasser verfügte, war es mal etwas anderes.
Als nächstes Ziel stand für mich die Besteigung des 1.038 m hohen Carrauntoohill an. Allerdings versprach der heutige Tag viel Regen. So erkundete ich etwas die Küste und fuhr entlang des Atlantiks. Leider war die Sicht auf Grund der tiefhängenden Wolken eher bescheiden. Aber ab und an konnte man doch den einen oder anderen tollen Ausblick erwischen.
Auch besuchte ich den einen oder anderen schönen Strand, auch wenn es mir aktuell zum Baden zu kühl, zu windig und zu nass war. Besonders schön fand ich dabei den Strand Derrynane Beach. Hier gibt es sogar eine Sauna direkt in den Dünen, die man nach vorheriger Anmeldung buchen kann.
Am Nachmittag erkundete ich dann schon einmal die Region meines nächsten Bergzieles mit dem Auto. Es regnete immer wieder, aber auch hier boten sich bei Wolkenlücken schon tolle Ausblicke in die Berge. Am Abend fand ich dann einen abgelegenen Platz zum Übernachten mit Blick auf den See Lough Caragh.
Wanderung auf den Carrauntoohil,
mit 1.038 m höchster Berg in Irland
Am nächsten Morgen schien die Sonne, aber es hingen auch dunkle Wolken am Himmel. Ich wollte aber trotzdem in die Berge aufbrechen. Hierfür wählte ich zur Sicherheit den kürzesten Weg auf den Gipfel. Am Parkplatz packte ich auch Regensachen ein und zog kurz vor 9 Uhr los. Zu Beginn ging es auf einer Betonpiste recht steil bergauf. Nach knapp 2 km kam ich dann am See Lough Eighter, den ersten von 3 beieinander liegenden Seen, an. Ich entschied mich im Aufstieg für die „nördlichere“ Tour. Ich verließ am ersten See angekommen, den Hauptweg und lief am Nordufer bis zum mittleren See, Coomlougha Lough. Hier bog ich dann in NO-Richtung ab und stieg recht geradlinig zu meinem ersten Gipfel auf, dem 852 m hohen Stumpa Barr na hAbhann. Man konnte auf dem Weg eine schwache Pfadspur erkennen. Alternativ hätte man auch vom ersten See noch direkt über die Gipfel Cnoc lochtair (746 m) und Skregmore (847 m) aufsteigen können.
Beim Aufstieg zu meinem ersten Gipfel wurde ich vom ersten Schauer überrascht, am Gipfel folgte dann auch gleich der zweite Schauer. Und durch den recht heftigen Wind kam der Regen auch noch waagerecht. Die Sicht war nun mehr als bescheiden. Von der Umgebung sah ich nicht wirklich mehr viel. Aber dank meiner Karte auf dem Handy und immer wieder recht deutlichen Pfadspuren war ich nicht ohne Orientierung. Von nun an ging es in südlicher Richtung mehr oder weniger direkt in Richtung des Carrauntoohill. Dabei bestieg ich die Gipfel Beenkeragh (1.008 m) und The Bones (956 m). Hierbei ging es auf dem Gratentlang, dessen markante Flanke ich zu Beginn der Tour am Ende des letzten Sees vor 1-2 Stunden noch bewundert hatte. Die Kletterei auf dem Grat war nicht wirklich schwierig. Und allmälich konnte man auch wieder die Umgebung erkennen. Neben dem Blick auf die 3 Seen westlich von meinem Weg, konnte ich auch in das östliche Tal mit einem weiteren See blicken.
Zwischen dem Gipfel The Bones und dem Weg „Brother O´Shea´s Gully Route“ war die Route für mich nicht eindeutig. Ich entschied mich östlich der Felsen entlang zu gehen. Es war okay, aber vielleicht wäre auf der westlichen Seite der einfachere und richtigere Weg gewesen. Im Anschluss ging es nochmals bei mäßiger Sicht und in Wolken auf den letzten Anstieg zum Gipfel. Knapp 100 m vor dem Gipfel traf ich dann auch auf die alternative Aufstiegsroute vom Parkplatz bzw. vom See Lough Eighter.
Am Gipfel wurde ich dann mit aufreisenden Wolken belohnt. Und es bot sich ein grandioser Blick in die umliegende Bergwelt und auf den Atlantik. Sogar die Sandstrände Inch Beach, welchen ich erst vorgestern besucht hatte, und Rossbeigh Strand waren gut zu erkennen.
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast machte ich mich auf den Rückweg. Dieses Mal wählte ich die südlichere Route. Auch hier ging es nochmals über zwei Gipfel. Nach einem Abstieg bis auf 890 m Höhe folgte ein kurzer Anstieg auf den 1.000 m hohen Caher. Als nächstes wurde dann noch der 973 m hohe Caher West Top bestiegen. Von hier ging es dann einem Schotterpfad folgend abwärts. Es lief sich nicht besonders gut. Aber auf Höhe des mittleren See´s verwandelte der Weg sich von einem Geröllpfad in ein kleines Bachbett bzw. eine Moorlandschaft. Immer wieder musste ich aufpassen wo ich hintrat, um nicht zu tief mit meinen Wanderschuhen zu versinken. Insgesamt fand ich diesen Teil des Weges am unangenehmsten. Zum Glück war dies bereits der Rückweg.
Am untersten See angekommen (Lough Eighter) stärkte ich mich nochmals kurz und machte mich dann auf bereits von heute morgen bekannter Betonpiste zurück zum Parkplatz.
Den von mir gewählten Hinweg fand ich richtig schön. Leider spielte das Wetter nicht ganz so mit und bot mir auf dem Grat keine wirkliche Aussicht. Aber immerhin hatte ich am Gipfel des Carrauntoohill Glück mit dem Wetter und hatte wirklich eine atemberaubende Aussicht. Eine Tour so ganz nach meinem Geschmack. Mein Hinweg scheint generell deutlich weniger begangen zu werden. Bis zum Carrauntoohill traf ich keinen anderen Wanderer. Auf dem Rückweg konnte ich dann auf dem Grat ab und an ein paar Leute sehen. Für mich war dieser Teil des Weges der schönste. Aber auch die südlichere Route führt über 2 Gipfel und bietet bereits auf dem Weg tolle Ausblicke und eine wunderschöne Berglandschaft.
Am Nachmittag ging es für mich gen Osten bis an den Lough Derg. Hier gönnte ich mir in einer urigen Hafenkneipe einen sehr leckeren Burger mit Pommes und ein leckeres Bier. So war ich gut gestärkt für Dublin. Mein Ziel am nächsten Tag.
Dublin
Bevor es für mich aber in die irische Hauptstadt ging, fuhr ich in den unweit gelegenen Küstenort Bray. Auf einer kleinen Wanderung erklomm ich den Bray Head. Bei Sonnenschein bot sich ein schöner Blick auf die Irische See und Dublin. Mein eigentliches Ziel lag nur unweit des Gipfels. Es war ein Geocache. Und zwar der erste Geocache der in Europa versteckt wurde. Hier traf ich ein schweiz / englisches Cacherpaar, die den Cache gerade gefunden hatten. Wir plauderten noch eine Weile und genossen die Aussicht, bevor sich unsere Wege wieder trennten.
Im Anschluss erkundete ich Dublin und ließ mich durch die Metropole treiben. Am Abend besucht ich noch den nördlich gelegenen Strand Bull Island bevor meine Fähre um 20:30 Uhr nach Holyhead in England ging. Für die 3:30 h dauernde Überfahrt hatte ich mir dieses Mal eine Kabine gebucht. Nach einer heißen Dusche konnte ich sogar etwas schlafen. In Holyhead suchte ich mir noch in der Nähe des Hafens einen Platz zum Schlafen.
Wales
Trailrun auf den Snowdon / Yr Waddfa,
mit 1.085 m höchster Berg in Wales
Kaum zurück in Großbritannien sollte es heute wieder in die Berge gehen. Als Ziel hatte ich mir den Yr Wyddfa bzw. Snowdon ausgesucht. Mit 1.085 m Höhe ist er höchste Berg Wales. Als Start hatte ich mir den 360 m hohen Pen-y-Pass ausgesucht. Leider war der Parkplatz bereits am frühen Vormittag komplett besetzt bzw. reserviert. So fuhr ich wieder ein Stück zurück, nach Nant Peris. Hier parkte ich mein Auto für £ 5,00 und fuhr mit dem Pendelbus wieder zurück zum Pass. Das Ticket für den Bus kostete für hin und zurück £ 3,00.
Vom Pass führen 3 Routen auf den Snowdon. Der Miners Track ist dabei die einfachste Route. Ich wählte für den Aufstieg den Pyg Track. Ein ebenfalls nicht allzu schwieriger Weg. Etwas unterhalb des Vorgipfels Bwlch Glas auf 998 m Höhe vereinen sich beide Routen. Es war ein sonniger Tag und beide Route sehr gut begangen. Ich kam aber trotzdem gut voran, hatte ich mich doch wieder für einen Trail Run entschieden.
Auf dem Gipfel des Snowdon war es extrem voll. Hierauf fährt übrigens auch eine Bahn von Llanberis. Ich machte ein paar Gipfelbilder und stärkte mich etwas abseits der Massen.
Nun galt es für mich noch die Route für den Abstieg zu wählen. Ich wollte es gern etwas einsamer und auch anspruchsvoller haben. So wählte ich vom Bwlch Glas den Crib Goch Trail. Zu Beginn des Rückweges konnte ich hier noch bis auf den 1.065 m hohen Garnedd Ugain gut laufen. Im Anschluss folgte dann der schönste Teil, die Kletterpassagen. Gerade um den Grib Goch lief man einen Teil der Strecke direkt auf dem Grat. Es bot sich ein teiler Aus- und Tiefblick. Zum Glück war es heute trocken und nicht zu windig.
Wirkliche Markierungen gab es nicht. Allerdings war der weg recht eindeutig. Und wo es nicht auf dem Grat entlang ging, gab es entsprechende Pfadspuren. Lediglich beim letzten Abstieg zum Pyg Track gab es ein, zwei Optionen welche Rinne man herunter klettert.
Im nachhinein habe ich gelesen, dass es der schwierigste Klettersteig Englands sein soll. Auch kommt es immer wieder auf dem Grat zu Staus, weil manche doch nicht die nötige Schwindelfreiheit mitbringen. Auch bei mir war der Steig recht gut begangen. Probleme gab es hier aber nicht. Aber auch ich muss sagen, absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man für diesen Steig unbedingt haben. Es ist in Abschnitten wie auf einem Dachfirst.
Schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Übernachtungsplatz in Wales. Alle von mir an diesem Abend angefahrenen waren mit entsprechenden Verbotsschildern versehen oder die Zufahrt gar nicht erst möglich. So ging es für mich in Aberaeron zum zweiten Mal auf dieser Reise auf einen Campingplatz. Für £ 32 checkte ich am Abend ein. Leider bestand der Strand nur aus Steinen. Aber das war für die Nacht für mich völlig okay.
Am nächsten Tag gab es dafür Sandstrände on mass. Es ging für mich in den SW von Wales. Westlich von Swansea wanderte ich zum Three Cliff Bay. Ein Sandstrand inmitten der Klippen. Ein Strand wie aus dem Bilderbuch. Nach so viel Meer zog es mich wieder in die Berge, in den Bannau Brycheiniog National Park.Hier ging es an den Talybont Stausee. Auch hier war die Landschaft wie aus dem Bilderbuch.
Am Nachmittag machte ich es mir westlich von Crickhowell gemütlich. Bevor ich den Kocher anwarf, ging es aber noch auf eine kleine Wanderung. Ziel war dieses Mal der 439 m hohe Twyn Disgwylfa. Am Abend hatte ich dann Glück und bekam sogar Besuch von einer kleinen Herde Wildpferde.
Trailrun auf den Skirrid Fwar,
mit 487 m der heilige Berg Wales
Am nächsten Vormittag schnürte ich erneut die Laufschuhe. Es ging auf einer kurzen Runde auf den 487 m hohen Skirrid Fwar, dem heiligen Berg Wales. Auch hier entdeckte ich wieder einen schönen und teilweise recht steilen Trail.
Stonehenge und Jurassic Coast
Nach dem Lauf schlug das Wetter etwas um und ich machte ein paar Kilometer mit dem Auto. Am Nachmittag kam ich in Stonehenge an. Nach dem ich mir das Besucherzentrum angeschaut habe, entschied ich mich nicht den langen Fußweg vom kostenpflichtigen parkplatz aus zu nehmen. Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Man kann auf einer Piste mit Schlaglöchern recht na an die „Steine“ heranfahren. Und von dort bei einem kleinen Spaziergang auch die magischen Steine betrachten. Man kommt zwar nicht ganz so dicht heran, aber man steht auch nicht mitten in den Menschenmassen. Für mich war dies die bessere Wahl. Aber nach soviel Tourismus zog ich mich am Abend in das Winfrith Heath Natur Reserve zurück. Von hier war es am nächsten Morgen nur eine kurze Fahrt zur Jurassic Coast mit ihren bizarren, vom Meer geformten, Höhlen.
Good Bye UK
Mittlerweile waren 3 Wochen rum. 3 Wochen in denen ich viel erlebt und gesehen habe. Ursprünglich sollte es hauptsächlich Wanderungen werden. Die laufsachen hatte ich nur für den ein oder anderen lauf dabei. Das es aber so wahnsinnig tolle Trails zum laufen gab, ließ die Sache ganz anders aussehen. Es wurden letztendlich doch hauptsächlich Trailläufe in wahnsinnig schönen Landschaften. Ich bin froh, nun endlich diese Ecke Europas bereits zu haben.
Für den Rückweg ging es für mich wieder auf der Fähe von Dover über den Kanal. Dieses Mal aber nach Calais. Irgendwie fand ich es einfach schöner auf dem Hinweg auf die Klippen von Dover mit der Fähre zuzufahren anstatt durch den Eurotunnel.
Den Abend verbrachte ich wieder am Strand von Digue du Break von Grand Synthe, welchen ich ja bereits von der Hinreise kannte. Nach dem Sonnenuntergang ging es dann für mich zurück nach Kiel. Dieses Mal in einem Rutsch. Durch die Nacht verlief die Rückfahrt völlig staufrei und entspannt.