In 2009 habe ich bereits Nord-Skandinavien bereist. Leider hatte in einigen Gegenden der Winter schon Einzug gehalten, so dass mir einige Berge und Ziele vorenthalten blieben. Also ein guter Grund im September 2010 erneut den hohen Norden zu bereisen.
Am 1. September 2010 geht· s von Kiel mit der Color Line nach Oslo. Ob ich es dieses Mal auf den Hausberg von Tromse, den Moskogaisa oder den höchsten Berg Finnlands schaffe? Werde ich endlich in Murmansk ankommen und was erwartet mich dort? Was werde ich auf meiner Reise von Murmansk zum Ladogasee – quer durch russisch Karelien – erleben und erwische ich noch eine Überfahrt zur Klosterinsel Valaam?
Lest einfach weiter! Immer wenn ich ins Internet komme, gibt´s neue Berichte.
Die Heimat vom Wasser aus
Endlich geht es los! Pünktlich am 01. September um 14:00 Uhr sticht die Color Fantasy in See. Eine gute Gelegenheit das Kieler Umland von der Förde aus zu betrachten. Ein erstes Highlight der Reise ist sicherlich die Durchfahrt unter der Storebæltbrücke. In knapp 3,5 Wochen werde ich ein paar Meter höher auf dieser Brücke wieder heimwärts rollen. Aber bis dahin hoffe ich auf viele tolle Erlebnisse und Eindrücke.
What?
Nach einer ruhigen und entspannten Nacht lief die Fähre pünktlich um 10:00 Uhr am Donnerstag in Oslo ein. Der norwegische Zoll kasierte leider erst einmal meinen Pass ein und erkundigte sich nach meinem Reiseziel. Ich überlegte kurz, doch dann fiel mir das russische Visum im Pass ein. Also antwortete ich ehrlich auf die Frage nach meinem Reiseziel mit „Murmansk in Russland“ das ganze natürlich auf Englisch. Aber der Zöllner wollte es einfach nicht wahrhaben oder verstand er einfach nur nicht? Nach dem ich jedes Mal auf seine Frage „What?“ die selbe Antwort gab, gab er es auf und übergab an einen Zöllner in Zivil. Er verstand endlich mein Reiseziel. Nachdem ich ihm noch tausend Fragen über meine Herkunft, meinen Beruf und meinen Drogenkonsum beantworten durfte, kam ich ohne weitere Kontrolle davon. Ein paar andere hatten nicht ganz soviel Glück und durften gemeinsam mit dem norwegischen Zoll das gesamte Auto auspacken.
Nun konnte die Reise endlich losgehen. Raus aus dem dichten Verkehr der Hauptstadt. Kurz hinter der ehemaligen Olympiastadt Lillehammer bog ich von der stark befahrenen E6 auf den Peer Gynt Vegen ab. Auf der engen und teilweisen unasphaltierten Almstraße durchquert man eine eindrucksvolle Hochebene mit einsamen Mooren und romantischen Bergseen.
Nach soviel Natur ging es wieder auf die E6, welche ich in der „Einkaufsmetropole“ Dombäs verlasse. Weiter geht es auf der El36 in Richtung Atlantik. In Vevang ist es dann soweit und ich biege auf den Atlanterhavsveien (Atlantikstraße) ein. Ich fahre bis Karvag über eine Vielzahl von Inseln und Schären, Brücken und Dämmen. Leider liegt der Atlantik heute total ruhig da, bei stürmischen Wetter sicher ein abenteuerlicheres Fahrgefühl. Über Kristiansund erreiche ich mein heutiges Nachtlager in der Nähe von Aure.
Der weltgrößte Hühnergott
Nach einer ruhigen Nacht und einem entspannten Frühstück am Aursundet hieß es heute Kilometer machen. So ganz nebenbei habe ich mir auch mal den Unterschied zwischen einem Fjord und einem Sund erklären lassen. Na neugierig? Ein Fjord ist zu einer Seite offen und zur anderen geschlossen, ein Sund hat auf beiden Seiten eine Öffnung. So genug klug geschissen!
Heute ging es weiter auf der E6 gen Norden. Vorbei an der Metropole Trondheim. In der Nähe von Grong habe ich die Europastraße verlassen und bin über eine ruhige Seitenstraße nach Brenneysund gefahren. Aber nicht die Stadt war mein Ziel sondern der etwas außerhalb liegende Hausberg Torghatten. Diese Sehenswürdigkeit lag zwar nicht ganz auf meiner Route aber wenn selbst die Hurtigrouten hierher einen Abstecher machen…
Der knapp 260m hohe Berg hat in 112m Höhe ein riesiges Loch – 160m lang, bis zu 20m breit und bis zu 35m hoch. Wenn es nach den Wissenschaftlern geht hat das Meer das Loch über Jahrtausende ausgewaschen. Also wie bei einem Hühnergott. In der Eiszeit lag die Gegend nämlich unter dem Meeresspiegel. Aber die vielen Sagen die sich um das Loch ranken sind eine andere Möglichkeit für Erklärungen.
Nach soviel beeindruckender Natur bin ich wieder auf die E6 eingebogen und dieser noch bis weit nach Mitternacht gefolgt.
Der weltgrößte Whirlpool
Heute habe ich endlich das Gefühl das meine Hotelreservierung am Sonntag in Tromsø doch passen kann. In den letzten Tagen hatte ich das Gefühl einfach nicht voran zu kommen. Aber die Fahrt durch die norwegische Nacht hat mich ein ganzes Stück voran gebracht. Dieses Gefühl sollte zumindest noch bis heute Nachmittag anhalten. Leider entdeckte ich dann in Fauske eine Hinweistafel wonach hier der Mittelpunkt der E6 ist. Wie bitte? Bis Kirkenes sind es nochmals l.300km? Aber bis Kirkenes habe ich ja noch fast eine ganze Woche eingeplant.
Ansonsten habe ich heute auf der E6 den Polarkreis überfahren. Außerdem habe ich mir 30km südöstlich von Bode den weltgrößten „Whirlpool“ angeschaut. Okay baden sollte man hier nicht, aber nirgendwo sonst ist der Gezeitenstrom stärker als am Saltstraumen. 400 Mio. m³ Wasser werden mit 20 Knoten durch den 3km langen und 150m breiten Sund gepresst. Dadurch entstehen mächtige Strudel auf denen sogar Rafting angeboten wird.
Leider ist mir der strahlende Sonnenschein der letzten Tage nicht gefolgt, so das es heute den ganzen Tag mal mehr und mal weniger regnete. Aber da bekomme ich wenigstens kein schlechtes Gewissen während ich mich von einem Tunnel zum nächsten in meinem Auto voran arbeite.
1. Etappenziel
Seit gestern hält nun der Regen an. Manchmal hat man Glück und es nieselt nur. Aber zum Autofahren nicht das schlechteste. Allerdings hatte ich heute lediglig lächerliche 250km zu fahren. Am Mittag kam ich nach bisher insgesamt knapp 2.300krn an meinem ersten Etappenziel an – Tromsø. Ich war im Herbst 2009 das erste Mal hier und mir gefällt diese Stadt. Vielleicht liegt es auch an dem jungen Publikum welches die Universität angelockt hat.
Nach dem einchecken im Hotel machte ich mich, wie schon im letzten Jahr, auf den Weg zur Talstation der Seilbahn Fjellheisen. Da war ja noch eine Rechnung mit dem Storsteinen, dem Hausberg von Tromsø, offen! Dieses Mal blieb ich nicht im Schnee stecken. Allerdings war der Nieselregen mein Wegbegleiter. Die Sicht war durch die tiefhängenden Wolken auch nicht allzu toll. Aber egal – ich habe den Gipfel bezwungen! Okay er ist mit 418m nicht gerade ein Riese aber für den Anfang ganz ok.
Die Wettervorhersage verspricht Besserung. Ab Dienstag soll der Regen aufhören. Also werde ich morgen schon wieder Tromsø verlassen und mich dann in Richtung des Halti begeben.
Wieder zu Hause 😉
Nein, keine Angst die Reise geht weiter! Aber der Reihe nach. Nach einem guten Frühstück im Hotel verließ ich das verregnete Tromsø. Da ich in den letzten Tagen genügend Auto gefahren war, entschied ich mich für die kurze Variante und lies mich mittels 2 Fähren übersetzen. So schaffte ich die unglaubliche Distanz am Steuer von knapp 150 km!
Eigentlich wollte ich mein Nachtlager heute in Käfjordelva aufschlagen. Das Tal kannte ich schon vom letzten Jahr und sollte das „Tor“ zum Halti werden. Aber da das Wetter immer mehr aufklarte, beschloss ich spontan weiter zu fahren und mal zu schauen wie weit ich es in diesem Jahr auf der Straße schaffen würde. Die Sonne kam immer mehr zum Vorschein. Die Schlammpiste vom letzten Jahr war trocken, Schnee war nur auf den Bergen zu sehen. So fuhr ich bis 10 km an den Halti heran. Von hier aus ging ich die letzten 4km der Straße zu Fuß. Das Geröll nahm immer mehr zu und ich wollte erst mal schauen ob es ein durchkommen für meinen PKW geben würde. Aber was musste ich am Ende der Straße entdecken? Da stand tatsächlich ein VW Polo aus Finnland und ein norwegischer Nissan. Also unpassierbar scheint der Weg ja dann für einen Volvo nicht zu sein. Als ich wieder am Auto ankam, kämpfte ich mich vorsichtig die Straße entlang und ersparte mir für morgen schon mal die ersten 4km. Hier schlug ich bei strahlendem Sonnenschein aber einem eisigen Wind mein „Basislager“ auf. Ich genoss die einzigartige Landschaft bei einem deftigen Dosengericht und einer kühlen Flasche deutschem Bier. Die 6.000 m bis zum Gipfel werden morgen schon zu schaffen sein. Mit diesem Vorsatz schlief ich letztendlich ein.
Halti
Am nächsten Morgen frühstückte ich gegen 9:00 Uhr bei 5°C und einem eisigen Wind. Heute war also der Tag gekommen an dem ich einen 2. Anlauf zum bezwingen des Halti nehmen würde. Gegen 10:30 brach ich auf. Erst ging es noch eben über eine Moorfläche doch das änderte sich schon bald. Eine gefühlte Ewigkeit ging es über Geröll. Insgesamt knapp 5km. Am Anfang sehr steil bergauf. Eins stand fest, hier konnte ich auf keinen Fall wieder runter. Das Geröllfeld wurde wieder eben und ich wanderte durch die Wolken. Die Sicht war mehr als bescheiden. Zum Glück hatte ich mein GPS dabei. An eine Markierung oder gar einen Weg war nicht zu denken. So kletterte ich von einem Stein zum anderen. Vorbei an einigen Schneefeldern die vermutlich noch vom letzten Jahr dort lagen. Laut GPS waren es noch 1.300m bis zu „meinem“ Gipfel. Doch was war das? Ich stand vor einem Metallzaun. ,,So ein Scheiß“ rief ich. Also musste ich mich entscheiden, der Haiti lag genau vor mir doch dazwischen war dieser Zaun. Ich entschied mich für links am Zaun entlang. Nach etwas mehr als 1 km kam ich auf einem Gipfel an. Auf der Box für das Gipfelbuch stand zwar groß Halti doch es war nicht der finnische Haiti. Zum einen war er mit 1.361 m zu hoch und zum anderen hieß dieser hier laut GPS Raisduottarhäldi. Na ja zumindest ein Gipfelglück und ich bin höher hinausgekommen als ich heute Morgen noch gedacht habe. Im nachhinein fand ich heraus, das dies der höchste Berg des Haltimassives war.
Doch sollte der finnische Halti mich das 2. Mal besiegen? Ich wollte noch nicht aufgeben und ging noch 3 krn den Zaun entlang. Aber er nahm einfach kein Ende. Was war das nur für ein dämlicher Zaun? Ich glaube nicht das er zu den Rentierhirten gehört, denn deren Zäune sind einfacher gebaut. Die würden auch keine Eisen in den Fels treiben um die Ständer zu befestigen. Dies geht hier nur per Hubschrauber. Hat Norwegen etwa einen Grenzzaun zu Finnland? Aber wieso kommen dann so viele Finnen nach Guoäsjävri? Eins stand fest, der finnische Haiti hat ein weiteres Mal gewonnen. Und so ging ich etwas traurig diesmal weiter östlich zurück ins Tal. Aber beim klettern von einem Stein zum anderen und strahlendem Sonnenschein war die Traurigkeit schnell verflogen. Okay ich habe nicht DEN Berg bestiegen, aber es war ein schöner Tag. Vor allem als ich nach 12km und insgesamt 5 Stunden Marsch wieder am Auto war. Ein tolles Gefühl diese Tour geschafft zu haben. Das einzige was ich in den gesamten 5 Stunden gehört habe war ab und an ein kleiner Bach unter den Steinen. Schon toll diese Stille in dieser einzigartigen Landschaft.
Am späten Nachmittag machte ich mich auf ins Tal. Unterwegs traf ich noch ein norwegisches Wohnmobil. Was ich mich auf dieser Piste nur immer so anstelle, es geht sogar mit einem Wohnmobil hier hoch. Hut ab! An der ,,Paul Hütte“ entschied ich mich noch zu einem Marsch zu einem ausgeschilderten Aussichtspunkt. Hin und zurück gerade mal 6 km. Das schaffe ich schon noch! Der Aussichtspunkt war wirklich toll. Man hatte einen spektakulären Blick in eine
Schlucht mit einem Wasserfall. Und hier wird in 2011 eine Hängebrücke eröffnet. Ich kann nicht sagen ob ich mich darüber trauen würde.
Den Abend lies ich auf den Parkplatz bei dem verlassenen Grubenstädtchen Ankerlia ausklingen. Am Lagerfeuer bei einer leckeren Dose Linsensuppe, ein kühles deutsches Bier und einer leckeren Cola zum Nachtisch. Das ist wahrer Luxus. Was braucht der Mensch noch mehr?
Ihr fragt Euch jetzt bestimmt was mit mir und dem finnischen Haiti wird. Eigentlich hatte ich heute auf Deutsch gesagt die Schnauze voll während der ganzen Steinkletterei. Aber am Abend war dieser Reiz wieder da Ich werde versuchen etwas über diesen Zaun in Erfahrung zu bringen. Oder warum nicht die finnische Hüttentour zum Halti? Ihr seht also das letzte Wort ist hierzu noch nicht gesprochen. Schließlich braucht man doch noch Ziele und Träume.
Abstecher nach Finnland
Nach einer Nacht unter sternenklarem Himmel und leider nur schwachen Polarlichtern wurde der folgende Tag zum entspannen genutzt. An einem tollen sonnigen Tag bei spätsommerlichen Temperaturen spazierte ich etwas über das Gelände des „Freilichtmuseum“ Ankerlia und entspannte beim sonnenbaden und lesen. Am Nachmittag brach ich dann nach Alta auf. Weiter ging es dann am folgenden Tag erst auf der 93 gen Süden und dann weiter auf der 92 nach Finnland. In Finnland gönnte ich mir mal wieder etwas Luxus und buchte mich am drittgrößten See des Landes, dem Inarisee, in ein Hotel ein. Hier gab es endlich wieder mal Internet und ich konnte mein erstes Hotel in Russland online buchen.
In Glanze der Abendsonne ging es noch auf den Otsamo, einen Berg bei lnari. Es bot sich von dort eine tolle Aussicht auf den Inarisee und die Umgebung. Nach dieser Anstrenung tankte ich Kraft für die anstehenden Tage bei einem ausgiebigen Mal im Hotel Restaurant.
Kirkenes
Von Finnland ging es direkt nach Kirkenes, dem letzten Ziel vor dem großen Abenteuer Russland. Nach dem ich mir die kleine Stadt angeschaut hatte, fuhr ich bis zum kleinen Fischerörtchen Grense Jakobselv, wo ich nicht nur auf eine ruhige Barentsee sondern auch auf einen Engländer auf dem Motorrad traf. Er ist seit Rotterdam auf seiner Maschine unterwegs und will jetzt nach Oslo. War schon nett mal wieder einen einsamen Weltenbummler zu treffen. Natürlich besuchte ich auch mehrfach Kirkenes. Aber irgendwie ist diese Region schon etwas seltsam. Und erst die schlechten Straßen. Aber so hatte ich schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf Russland. Auf Grund der Zeitverschiebung zwischen Norwegen und Russland von 2 Stunden und dem nervigen Papierkram der mich erwarten wird, schlug ich mein Nachtlager direkt an der Grenze auf norwegischer Seite auf. Am nächsten Morgen wollte ich dann kurz nach 5 aufbrechen. Wenn alles gut geht sollte ich dann um 6, also um 8 Uhr russischer Zeit, in Russland sein.
Murmansk – Kapstadt des Nordens
Tja so ist das manchmal mit den Plänen. Schön wenn man welche hat, aber gerade bei Reisen in den Osten ist nicht immer davon auszugehen das sie sich einfach umsetzen lassen. Es fing schon nicht ganz so gut an, als die norwegischen Grenzer um 21:00 Uhr das Tor gen Russland schlossen. Um 5:00 Uhr wollte ich aufbrechen. um 6:30 Uhr wurde das Tor aufgeschlossen und um 7:00 Uhr ging es dann für mich endlich los. Auf norwegischer Seite alles problemlos. Auf russischer Seite das bekannte Papierchaos aber alle ganz nett und hilfsbereit. Ein Zöllner war dann sehr gewissenhaft und so musste ich das gesamte Auto auspacken und ihm alles erklären. Ja das ist ein Stuhl, nein den muss man so auseinander klappen. Und ein besonderes Interesse hatte er an jeder einzelnen Karte, und davon hatte ich eine Menge. Aber egal nach 1 Stunde war ich endlich in Russland. Die Straße hier waren 1A. Natürlich gab es Bodenwellen aber kaum Schlaglöcher. Einen Fehler machte ich mit dem Verlassen der A138 kurz hinter Persomajskij. Ich kam zwar noch an der Ortschaft Ura-Guba vorbei aber kurz vor Sneznogorsk war ein Kontrollposten und ohne den notwendigen Passierschein keine weiterfahrt. Warum man mich nicht einfach umdrehen ließ habe ich nicht verstanden. Mein Pass wurde einbehalten, ich wurde um eine Stunde Geduld gebeten und ich musste an der Seite parken. Dann verschwand ein Zöllner per Auto mit meinem Pass. Der andere bot mir einen Tee und Zigaretten an. Den Tee nahm ich gern an, bei den Zigaretten lehnte ich dankend ab. Wie ich nach einiger Zeit verstand wurde nun irgendwo mein Visum penibel geprüft und der gesamte Pass kopiert. Wozu weiß ich bis heute nicht. Nach knapp einer Stunde hielt ich meinen Pass wieder in den Händen, hatte die Gewissheit das meine Visumquelle doch gut gearbeitet hat und durfte die gesamten 80 km wieder zurück fahren.
Am Abend kam ich dann endlich in Murmansk an. Nach soviel Abenteuer gönnte ich mir nun ein paar Tage um die größte Stadt der Arktis näher kennen zu lernen.
Murmansk II
Manchmal sind es die kleinen Begegnungen auf meinen Reisen die einen Tag erst so richtig interessant machen. Egal ob der erste krampfhafte Smalltalk mit ein paar Russen beim Frühstück oder ein netter Plausch mit einem Verkäufer auf dem Autobasar der Deutsch vor Jahrzehnten in der Schule mal gelernt hatte und seit dem zum arbeiten mal kurz in Deutschland war. Aber nie wirklich die Möglichkeit hatte deutsch zu sprechen. Möchte mich nun nicht festlegen müssen ob sein Deutsch oder mein Russisch besser waren.
Aber sicherlich ein Highlight für mich war der zufällige Besuch in einem UAZ Autohaus. Okay neue Autos kann man sich auch in Deutschland anschauen. Aber einen UAZ zu finden, dürfte schon schwieriger werden. Und wenn man dann die Gelegenheit hat einen neuen UAZ Patriot mit einem einheimischen Guide Probe zu fahren ist das für mich schon eine tolle Sache. Erst durfte ich das Fahrzeug mal zügig aus der Metropole steuern. Aber wo fühlt sich ein UAZ so richtig zu Hause? Natürlich ging es bald schon vom Asphalt auf eine tolle Piste. Steine, Schlamm und Wasser in ausreichenden Mengen vorhanden. Was für eine tolle Tour.
Nach soviel Aktion musste natürlich auch noch etwas Sightsing sein. So besuchte ich unter anderem die Alyosha Statue, von hier oben bot sich ein schöner Blick über die Stadt, die Kola Bucht und die Umgebung.
Spätsommer in Karelien
Der kurze Blick ins Internet auf die Wettervorhersage verhieß nichts gutes. Regen, Regen und nochmals Regen. Tja vorbei der schöne Spätsommer. Leider stimmte die Wettervorhersage im Internet auf meiner bisherigen Reise ziemlich gut.
Nach einem guten Frühstück im Hotel verließ ich Petrozavodsk. Ich folgte der M18 bis Prjaza und dann ging es auf der P21 bis Sortavala. Hier begann das Glücksspiel. Ich wollte mir einfach den Weg über St. Peterburg sparen und am Westufer des Ladogasees entlangfahren. Bei meiner Reise im Frühjahr 2008 traf ich in Sortavala 2 Griechen die berichteten mit dem Fahrrad am Westufer langgekommen zu sein, die Straße war zwar sehr schlecht aber die Route war nicht gesperrt. Von anderen Quellen hörte ich immer wieder was von Sperrgebiet. Nun ja dann schaun wir mal.
Anfangs ging es auf einer neuen und sehr guten Straße, der A129, über Lahdenpohja, Kulikovo bis nach Kuzneönoe. Hier fuhr ich gen Süden. Das nächste Dorf durch das ich kam, Sevastjanovo, glich einer Geisterstadt. Selbst die Kirche war zugemauert. Aber die Neubaublöcke in typisch russischem Stil schienen zumindest bewohnt. Am Ortsausgang begann eine Schlamm- und Schlaglochpiste. Nach einer schier endlosen Zeit erreichte ich die nächste Ortschaft, Melnikovo. Von hier aus war alles wieder ziemlich einfach, ich folgte einfach der Ausschilderung nach Vyborg. Vorbei ging es nun an Borodinskoe und Kamennogorsk, auf einer asphaltierten Straße.
Ohne einen einzigen Kontrollposten erreichte die E18 bei Vyborg. Von hier an ging es geradewegs in Richtung Finnland.
Die Grenzkontrolle hat insgesamt 1,5 Stunden gedauert. Es lag aber nicht unbedingt an der Kontrolle sondern vielmehr am Fahrzeugaufkommen.
Süd Finnland
Von der Grenze aus ging es die letzten 240 km ohne jegliches Schlagloch in unser finnischen Häuschen. Jetzt konnte das Auto endlich mal stehen bleiben und es hieß einfach nur entspannen. Auch eine gute Gelegenheit meinen eingefangenen „Russlandvirus“ oder „Reisevirus“ auszukurieren. Gut man könnte auch sagen ich habe mir unterwegs einfach nur eine leichte Erkältung eingefangen, aber wer weiß das schon so genau …
Zusammenfassung
Insgesamt war der September als Reisemonat eine gute Wabl. Das Wetter war überwiegend trocken und die Temperaturen lagen fast komplett im Plusbereich.
Norwegen muß ich aber nicht unbedingt nochmal bereisen. Es war mir einfach zu voll und auch zu teuer. Einzigst in Tromsø und Käfjordelva werde ich nicht zum letzten Mal gewesen sein.
Auch die Region Murmansk sowie Russland allgemein reizt mich sicherlich noch das ein oder andere Mal.