Belarus und Baltikum

Republik Belarus / Рэспубліка Беларусь

In 2016 konnte ich ein weiteres meiner Reisprojekte angehen. Das Ziel hieß Mitte August Weißrussland (Belarus) und das Baltikum. Keine Ahnung warum ich dieses Ziel so lange vor mir her geschoben habe.

Von der Kieler Förde ging es über Berlin bis nach Warschau über perfekte Autobahnen. Von Warschau ging es weiter über Białystok bis an die Grenze nach Belarus. Allerdings zogen sich die 250 km von Warschau ins unendliche. Eine Autobahn war erst im Bau. Also ging es über Landstraßen. Allerdings war das Verkehrsaufkommen an diesem Samstag enorm, so dass es durch fast jede Ortschaft nur im Schritttempo ging. So kam ich erst am späten Nachmittag bzw. frühen Abend an der Grenze an. Mit einem EU Kennzeichen konnte man auf der polnischen Seite die enorme Schlang an Fahrzeugen aus Weißrussland überholen. Die Abfertigung auf polnischer Seite war ruck zuck erledigt. Die Einreise nach Belarus zog sich jedoch. Insgesamt ist die Prozedur mit der Einreise nach Russland zu vergleichen.

Man bekommt als erstes einen Zettel auf dem das Kennzeichen und die Personenanzahl vermerkt werden. Als nächstes erfolgt die Passkontrolle. Hier muss man eine Migration Card 2-fach auszufüllen. In dieser sind auch das Hotel und die Dauer des Hotelaufenthaltes anzugeben. Ein Exemplar bleibt an der Grenze, das zweite muss man im Hotel abstempeln lassen und bei der Ausreise wieder abgeben. Der 3. Stopp erfolgt bei der Zollabfertigung. Hier ist die Zollerklärung ebenfalls 2-fach auszufüllen. Leider gab es das Formular nur auf Russisch. Naja es gab ein ausgehangenes Muster an welchem ich mich orientiert habe. So schlecht muss ich nicht gewesen sein, irgendwann gab es die ersehnten Stempel auf dem Formular und ein grober Blick in den Kofferraum und ich konnte auch diese Station hinter mir lassen. Beim nächsten und dem letzten Posten gibt man dann den Zettel mit dem Kennzeichen und der Personenanzahl ab. Zwischenzeitlich wurde die genaue Zeitdauer der Pass- sowie der Zollkontrolle noch auf dem Zettel vermerkt. Nach etwas mehr als 90 Minuten war ich in Belarus. Ich war richtig gespannt auf dieses mir recht unbekannte Land.

Bei der ersten Gelegenheit legte ich mir einen Mautsender zu. In Belarus gibt es eine Vielzahl von Straßen die Mautpflichtig sind. Zur Benutzung muss man einen Sender mit einem Guthaben mieten. Das ging alles recht problemlos. Nach Vorlage der Zulassung und des Passes wurde eine Unmenge an Papier ausgefüllt. Ich musste mehr als 10 Unterschriften leisten und zum Abschluss per Kreditkarte sowohl die Miete bzw. Kaution für den Sender als auch das Guthaben bezahlen.

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren ging es nun auf große Erkundungstour. Mein erstes Ziel hieß Grodno (Гродно) in NW des Landes. Ich war begeistert von der Stadt. In der Abenddämmerung machte ich noch einen Spaziergang am Flussufer. Es waren viele Leute bei Temperaturen von fast 30° unterwegs.
Allerdings musste ich mich noch auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen. Das Hotel war erst ab morgen gebucht. Da es nun leider schon dunkel war, beschloss ich auf einem Rastplatz zu „campen“. Das schien mir die einfachere Variante zu sein.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg in die Hauptstadt. Hierbei schaute ich mir noch Novogrudok (Новогрудок) an. Hier kam ich auch in die erste Polizeikontrolle. Aber nach Kontrolle des Passes mit Visa, Fahrzeugpapiere und Führerschein war diese auch schon wieder erledigt. So ging es noch zu den Schlössern von Mir (Мир) und Nesviž (Несвиж). Beide Schlösser waren komplett restauriert und mehr als prachtvoll anzuschauen. Auch hier waren wieder viele Menschen unterwegs. Die Straßen waren nicht zu beanstanden und die Landschaft bot viele Felder aber auch immer wieder kleinere Waldgebiete. Am Nachmittag erreicht ich dann Minsk, mit fast 2 Mio Einwohner gleichzeitig auch die größte Stadt des Landes. Die Suche nach meinem Hotel mitten im Zentrum gestaltete sich etwas schwieriger. Mein Auto-Navi hatte nur die Hauptstraßen von Belarus drauf, eine Straßenauswahl in Minsk bot es mir erst gar nicht an. Das Programm Here auf meinem Nokiahandy hatte zwar alle Straßen, incl. der Straße in der mein Hotel lag, drauf, bot in Weißrussland aber noch keine Navigation an. Zudem wurde auch rund um das Hotel viel neu gebaut. Aber mit etwas fragen zwischendurch und immer wieder einen Blick auf mein Handy erreichte ich dann doch irgendwann das Hotel. Ich hatte über das Internet bereits aus Deutschland das Hotel Victoria na Zamkovoy ausgesucht. Mit 115 € für 2 Nächte zwar kein Schnäppchen aber für die Lage immer noch preiswerter als andere Häuser.

Nach dem Einchecken und einer Dusche ging es auf die Stadt zu erkunden. Das Wetter war mit Sonnenschein und wieder fast 30° perfekt dazu. Als erstes hob ich am Geldautomaten Bargeld ab. An der Rezeption hatte man mir jedoch schon die Hoffnung genommen Millionär zu werden. Seit dem 1. Juli 2016 gibt es in Belarus neue Banknoten. Der neue Rubel (BYN) wurde im Verhältnis 1:10.000 gegen den alten Rubel (BYR) getauscht. Somit bekommt man aktuell für 1 EUR „nur noch“ ca. 2,20 BYN statt bis Juni 2016 22.000 BYR. Ein bisschen kurios ist es aktuell, da eigentlich nur noch der neue Rubel zur Zahlung genutzt wird. Aber bei ganz kleinen Wechselbeträgen erhält man immer noch den alten Rubel zurück. Warum habe ich nicht wirklich verstanden.
Nun auch mit Bargeld ausgestattet ließ ich mich durch die Straßen, Gassen und Parks treiben. Insgesamt ist ein ehr junges Publikum anzutreffen. Es gibt überall kleine Stände und viele Möglichkeiten sich aktiv zu betätigen. Sei es bei einer Bootsfahrt auf der Svislač oder beim Volleyball spielen. Man kann aber auch aktuell auf riesigen Leinwänden die Olympischen Spiele verfolgen. Möglichkeiten etwas zu essen zu bekommen gibt es auch an fast jeder Ecke. Ich entschied mich für ein Restaurant. Für weniger als 10 BYN gab es eine große Pizza und ein gutes lokales Bier. So ließ ich den ersten Abend in Belarus entspannt ausklingen.

Belarus

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Am nächsten Tag ging es ein weiteres Mal los die Stadt zu erkunden. Dass der Tag eine ganz besondere Erfahrung für mich bereit hielt, wusste ich zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch nicht.

Ich schaute mir unter anderem das Minsk-Heldenstadt Monument, das Puschkin Denkmal, die Insel der Tränen und den Gorki Park an. Schlenderte durch die unzähligen Parks, über das Franciska Skaryny Prospekt bis zum Minsker Hauptbahnhof. Während meiner Tour durch Minsk begab ich mich auch auf die Suche nach der einen oder anderen Geocaching Dose. Eigentlich mag ich cachen in Städten nicht, aber hier bot es sich einfach mal wieder an.
Nach dem Bahnhof wollte ich eigentlich etwas essen gehen. Die letzte Mahlzeit war das Frühstück im Hotel und nun war es bereits kurz nach 2. Aber von nun an hatte ich die Dinge nicht mehr ganz in der Hand. In der Unterführung kurz nach dem Bahnhof wurde ich von einem Polizisten aufgehalten. Er müsse etwas mit mir klären und bat mich mit auf die Wache zu kommen. Ich hielt dies alles noch für eine reine Routine und folgte ihm brav. Auf der Wache wurde ich in einen Raum geführt und durfte auf einer unbequemen Holzbank Platz nehmen. Da ich nur wenig russisch sprach, und die Polizisten kein Englisch, wurde eine Bahnmitarbeiterin geholt. Nach etwas mehr als 1 Stunde wusste ich zumindest, dass der Polizei Informationen vorlagen, dass ich verbotene Gegenstände besitze bzw. besessen habe. Mehr jedoch auch nicht. Telefonieren durfte ich nicht. Mehrfach musste ich meine Personalien angeben. Leider hatte ich meinen Reisepass im Hotelsafe vergessen. Dies machte die Sache nicht gerade einfacher. Auch das Hotel wurde mehrfach kontaktiert. Immer wieder wurde ich ausgefragt von Polizisten in Uniform aber auch in Zivil. Kurz vor 18 Uhr, knapp 3,5 Stunden nach meiner Verhaftung, kam ein Dolmetscher. Er übersetzte die Vorwürfe und meine Schilderung der Dinge. Allmählich kam Licht ins Dunkel. Es hing mit dem Geocache am Bahnhof zusammen. Man vermutete bzw. unterstellte mir auf diese Art und Weise Drogen zu verteilen bzw. abgeholt zu haben. Nach dieser Befragung wurden meine Fingerabdrücke genommen und ich wurde komplett durchsucht. Die Hoffnung heute hier noch raus zu kommen hatte ich bereits aufgegeben. Mein Wunsch endlich die dts. Botschaft in Minsk zu kontaktieren wurde weiterhin abgelehnt. Allerdings durfte mir der Dolmetscher ein Angebot unterbreiten. Wenn ich zugebe verbotene Dinge zu besitzen bzw. besessen zu haben, würde man mir entgegen kommen. Aber ich hatte nichts zuzugeben.

Nun sollte mein Hotelzimmer und mein Auto noch durchsucht werden. Das man bei mir bzw. in meinen Sachen nichts gefunden hat, muss ich glaube nicht extra erwähnen. Allmählich kam ein erhebliches Misstrauen in mir auf. Wo kam eigentlich der Dolmetscher her? Konnte ich ihm trauen? Ich sollte nun einen ganzen Stapel an Formularen inkl. meine, vom Dolmetscher übersetzte Aussage unterzeichnen. Das tat ich jedoch nicht. So schlimm war meine Lage noch nicht, also schlug ich im Gegenzug folgendes vor: Wenn ich nach der Durchsuchung meines Zimmers und des Autos freigelassen werden würde, würde ich auch unterzeichnen. Das verwunderte die Polizisten zwar, aber sie ließen sich drauf ein. Also ging es im Polizeiwagen zu meinem Hotel. Die Botschaft sollte nun auf meinen eindringlichen Wunsch verständigt worden sein.
Am Hotel angekommen sollte das Hotelzimmer und mein Auto komplett durchsucht werden. Allerdings war noch kein Vertreter der Botschaft da. Also sagte ich, dass ich der Durchsuchung ohne Beisein der Botschaft nicht zustimme. Nun stellte sich heraus, dass die Botschaft noch nicht verständigt wurde. Die Rezeptionisten machte zwar große Augen half mir jedoch die dts. Botschaft zu verständigen. Der Mitarbeiter, Dominik, machte sich gleich auf den Weg ins Hotel. Die Polizisten machten Druck dass sie endlich mit der Durchsuchung anfangen wollen. Allerdings meinte die Botschaft, welche zwar auf dem Weg aber noch nicht vor Ort war, dass sie einfach warten müssten. Nach Dominiks Ankunft ging es mit der Polizei, dem Dolmetscher und der Rezeptionisten in mein Zimmer. Lag es am Mitarbeiter der Botschaft? Im Zimmer wurde lediglich ein Durchsuchungsprotokoll ausgefüllt. Durchsucht wurde jedoch nichts. Auch war lediglich ein Beamter im Zimmer. Die anderen 3, 4 oder 5 warteten vor dem Hotel. An der Durchsuchung meines Autos bestand nun auch kein Interesse mehr. Zum Abschluss wurde noch fast 1 Stunde unzählige Formulare ausgefüllt. Unter anderem auch, dass mir meine Rechte und Pflichten mitgeteilt wurden. Welche das sind weiß ich bis heute nicht. Der Dolmetscher wollte mir diese auch nicht im Einzelnen erläutern bzw. übersetzen. Nach fast 7 Stunden war dann der ganze Spuk vorbei. Zum Abschluss wollte man nun doch noch mal ins Auto schauen, dies aber weniger aus Interesse am Gepäck vielmehr weil einem Beamten das Auto scheinbar sehr gefiel. Man wünschte mir noch einen schönen Urlaub und entschuldigte sich mehrfach für die ganze Prozedur. Ob es ohne dts. Botschaft anders ausgegangen wäre oder länger gedauert hätte? Ich weiß es nicht, und ehrlich gesagt ist es mir auch egal.

Zurück im Hotel klärte ich erstmal die Rezeptionisten auf. Sie dachte ich hätte die Probleme aus Deutschland mitgebracht. Ich erklärte ihr auch Geocaching und wir konnten beide schon wieder ganz gut darüber lachen. Sie empfahl mir noch ein gutes Restaurant in welchem ich mir 1-2 größere Biere und ein lokales Essen schmecken ließ.

Sicherlich lief der Tag anders als gedacht ab, aber am Abend war alles in Ordnung und das Essen und die Biere schmeckten besonders gut. Aber das Beste war, ich konnte wieder selbst entscheiden wann und wohin ich gehe.

Einen schlechten Eindruck von Minsk oder gar Belarus habe ich trotzdem nicht. Auch in Deutschland hat man ab und an von Problemen bzw. Missverständnissen zwischen Geocachern und der Polizei gehört. Und alles in allem verhielt sich die Polizei in Belarus auch mir gegenüber durchaus korrekt.

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Dsjarschynskaja Hara /
Дзяржынская гара

Leider hieß es nun schon wieder Abschied von Belarus zu nehmen. Mein nächstes Ziel war das Baltikum. Von Minsk aus machte ich mich in Richtung Vilnius aus. Vorher sollte es jedoch noch auf den Dzerzhinskaja (Гора Дзержинская), der mit 348 m höchsten Erhebung von Belarus gehen. Hierzu bog ich von der P28 auf die P65 in Richtung Dzieržinsk (Дзяржынск) nach ca. 14 km zeigte ein Schild schon den Abzweig zum Höhepunkt an. Nach weiteren 4 km erreichte ich die kleinen Siedlung Skirmantawa (Скирмантава). Vom dortigen Parkplatz waren es nur wenige Schritt und ich stand auf der höchsten Erhebung Belarus. Es war damit einer der leichteren Länderhöhepunkte. Wobei, wenn ich die Ereignisse aus Minsk hinzurechne, dann doch einer der am schwersten zu erreichenden. Ich genoss einige Zeit die Aussicht bei erneut sommerlichen Temperaturen. Im Anschluss machte ich mich auf den Weg nach Litauen.

Die Grenzabfertigung erforderte sehr viel Geduld. Insgesamt brauchte ich für das passieren 4,5 Stunden. Es ging einfach alles extrem langsam. Probleme bei der Ausreise gab es aber keine.

Abzweig von der Hauptstraße

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Aukstojo Kalnas (LT)

Kaum in Litauen angekommen, machte ich mich auch schon wieder auf den Weg einen weiteren Länderhöhepunkt zu erklimmen. Der höchste Punkt von Litauen ist nur wenige Kilometer von der Grenze zu Belarus entfernt in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Medininkai. Auch hier ist die Ausschilderung wieder perfekt. Da es zwei ähnlich hohe Punkte gibt, bot es sich an beide zu besteigen. Ich parkte mein Auto auf einen der Parkplätze und erklomm als erstes den 292,70 m hohen Juozapines Kalnas. Ein großer Stein markiert den Punkt. Das Wetter war noch gut und so hatte man einen schönen Rundblick. Von hier konnte man auch schon den höchsten Punkt des Landes, den Aukstojo Kalnas (293,84 m) sehen. Dies war mein nächstes Ziel. Der höchste Punkt liegt direkt am Waldrand und ist ebenfalls mit einem großen Stein markiert. Direkt neben diesem Punkt gibt es einen Aussichtsturm aus Holz. Von hier bot sich ein weiterer toller Blick in die Umgebung einschließlich dem zweithöchsten Punkt, von dem ja gerade gekommen war.

Da es jetzt leider zu zog und es mittlerweile auch schon später als ursprünglich geplant war, machte ich mich bald wieder auf den Weg. Über Vilnius machte ich mich auf den Weg in Richtung Lettland. Ich folgte dazu der Straße 102 an der Grenze zu Belarus entlang. Landschaftlich sehr schön, wellig durch Wälder, Wiesen, wenige Felder und verschlafene Dörfer. Erst in der Nacht passierte ich die Grenze und bog kurz dahinter in einen Waldweg ein. Hier fand ich einen schönen Platz an einem See zum Übernachten.

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Gaiziņkalns (LV)


Beim Frühstück am nächsten Morgen sprach mit ein älterer Lette an. Er hatte seine russische Armeezeit bei Magdeburg verbracht. Seine Schwester wohnt nun in Berlin. Wir plauderten einige Zeit lang. Leider ist mein russisch aktuell mehr als schlecht. Seine Einladung zu einem gemeinsamen Angelausflug lehnte ich dankend ab. Ich hatte leider andere Pläne und wollte bereits am späten Vormittag weiter ziehen.

Einen ersten Zwischenstop legte ich in Daugavpils ein und schaute mir die alte Festung bzw. das Festungsviertel an. Ein kleiner Teil war bereits toll restauriert. Aber die meisten Gebäude waren noch für den Zutritt gesperrt bzw. hatten die besten Jahre lange hinter sich. Spannend war dies aber für mich so oder so.

Als nächstes Ziel stand heute der Gaizinkalns auf dem Plan, mit 311m die höchste Erhebung in Lettland. Aus dem Internet hatte ich mir die GPS Koordinaten besorgt und so führte mich mein Navi zielstrebig zum Parkplatz etwas unterhalb des Gipfels, in der Nähe der Stadt Madona. Es gab am Gipfel 2 Skilifte und ein paar Abfahrten. Der einst sich auf dem Gipfel befundene Turm existiert leider nicht mehr. Da rund um den Gipfel Wald ist, war leider die Sich etwas eingeschränkt. Lediglich eine Skipiste bot einen Blick in die Ferne.

Zwischenzeitlich waren dunkle Wolken am Himmel aufgezogen. Auf meiner Weiterfahrt begann es leider auch etwas zu regnen. Also beschloss ich bereits heute weiter nach Estland zu reisen. Lettland und Litauen standen auf meiner Rückfahrt eh nochmals auf dem Programm.

in der Natur

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Suur Munamägi (EST)

Vom „höchsten Letten“ ging es nun zum „höchsten Esten“. Dieser Befindet sich nah des Dreiländerecks Lettland-Estland-Russland. Der Suur Munamägi ist gleichzeitig auch die höchste Erhebung des Baltikums. Auf seinem Gipfel steht ein moderner Aussichtsturm. Man hat die Wahl den Turm zu Fuß oder per Lift zu besteigen. Ich entschied mich für die Variante zu Fuß. Ab und an ein bisschen Bewegung kann ja schließlich nicht schaden. Schließlich sind die Gipfel auf dieser Tour ja schon recht bequem zu erreichen. Vom Turm bot sich ein toller Rundblick auf Felder, Wälder und Seen. Für den Rückweg zum Parkplatz entschied ich mich für den Weg durch den Wald. Bei meiner Weiterfahrt in Richtung Russland entdeckte ich nur wenige Kilometer vom Gipfel eine tolle Badestelle mit einer Wiese auf der ich mein Zelt aufschlagen konnte. So ließ ich den Abend bei Sonnenschein und 1, 2 Schwimmrunden entspannt ausklingen.

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Ausflug nach Russland

Das nächste Ziel auf meiner Reise war ein Tagestrip nach Russland. Leider hatte ich nicht ganz verstanden die Registrierungsrunde über den Parkplatz zu drehen. Also wurde ich an der Grenze erstmal zurück geschickt. Auf dem Parkplatz direkt vor der Grenze wurden dann Daten aus dem Pass und dem Fahrzeugschein in ein System eingetippt. Nachdem ich dann noch eine Gebühr von 4,50 EUR entrichtet hatte, durfte ich mich erneut anstellen. Die ganze Abfertigungsprozedur verlief an diesem Übergang sehr langsam. Insgesamt brauchte ich fast 3 Stunden bis ich in Russland war. Dafür wurde ich mit 1A Straßen belohnt.

Mein Ziel war das gut 70 km entfernte Pskov (Псков). Hier bummelte ich durch das Zentrum, am Fluss entlang, schaute mir den gut erhaltenen Kreml an und das imposante Denkmal für Aleksandr Newskom. Als nächstes machte ich mich wieder auf den Weg in Richtung Estland. Hierbei schaute ich mir noch die Festungsruine in Izborsk (Изборск) sowie das Kloster in Pečory (Печоры) an. Dieses Kloster besteht aus einer riesigen Anlage welche perfekt erhalten ist.

Direkt an der Grenze musste ich noch die Maut für die zurückgelegte Straße in Höhe von 150 RUB zahlen. Die Abfertigung lief relativ zügig und erneut problemlos.

Pskov / Псков

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Estland

Nach meiner Rückkehr in Estland schaute ich mir noch die Sandsteinhöhlen bei Piusa an. Ich folgte einfach dem markierten Rundweg. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fuhr ich dann am Abend noch bis nach Laaksaare. Direkt am Hafen gab es einen Parkplatz auf dem man übernachten konnte und man durfte auf der Wiese sogar sein Zelt aufschlagen. Beides kostete jeweils 2 EUR pro Nacht. Aber das Beste dabei, ich war direkt am Ausgangsort für meine Fährüberfahrt am nächsten Morgen um 9:00 Uhr auf die Insel Piirsaari im Peipisee. Diese recht kleine Insel wird derzeit nur noch von nicht mal 70 Menschen bewohnt. Auf dieser Insel verbrachte ich einen ganzen Tag zu Fuß bevor mich die Fähre um 17:30 Uhr wieder zurück aufs Festland brachte.

Piusa

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Lettland

Als nächstes ging es weiter nach Lettland und damit zum ersten Mal ans Meer auf dieser Tour. Vorher wurde aber natürlich noch etwas Sightseeing gemacht. Ich schaute mir dabei unter anderem die Kirche in Almeira, die Burgruine und die Altstadt in Cesis sowie eine weitere gut erhaltene Burg in Sigulda an. Das Highlight war aber am heutigen Tag Riga. Eine wirklich tolle Stadt. Es machte Spaß bei bestem Wetter durch die Gassen zu schlendern und die ganzen Prachtbauten zu besichtigen. Da es heute aber wieder ein toller Sommertag war, machte ich mich bereits am Mittag auf an den Strand von Jurmala. Ich hatte mir eigentlich das Camp Nemo ausgesucht. Aber mit meinem Zelt durfte ich hier nicht drauf. Ich hatte ehr das Gefühl, dass Zelte hier generell nicht erlaubt sind. Egal, so zog ich weiter zum Camp Jurmala. Auch dieser Platz liegt direkt in einem kleinen Wald nah am Strand. Die Übernachtung kostete mich hier 15 EUR. Der Platz bot alles Nötige incl. Freiem WLAN. So verbrachte ich einen weiteren Nachmittag einfach mit nichts tun, schwimmen und Sonne genießen.

Während meiner aktuellen Tour hatte ich von einem Bekannten noch den Tipp bekommen, mir unbedingt Kuldiga anzusehen. Seine Erzählungen klangen genau nach meinem Geschmack, allerdings lag dieser Ort sogar nicht auf meiner Route. Aber die Neugierde siegte letztendlich und so fuhr ich am Vormittag durch Nebel und lediglich Temperaturen um 13° einen durchaus lohnenden Umweg. Kuldiga ist ein nettes Örtchen. Allerdings war am heutigen Sonntag selbst hier ein reger Andrang. Aber das eigentliche Ziel war der Ventas Rumba. Hierbei handelt es sich um Europas breiteste Stromschnelle. Der Fluß Venta fällt zwar nur 2 m tief, allerdings dies auf einer Breite von 249m. Schon ein tolles Naturschauspiel. Gegen Mittag war dann auch das Sommerwetter angekommen und ich machte es mir am nahen Strand gemütlich. Natürlich drehte ich auch ein paar Schwimmrunden in den knapp 20° warmen Stromschnellen.

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Litauen

Am Nachmittag machte ich mich auf in Richtung Klaipeda, eigentlich nicht allzu weit entfernt. Allerdings wollte ich schon seit Ewigkeiten den Berg der 1.000 Kreuze, knapp 10 km nördlich der Stadt Siauliai, ziemlich genau in der Mitte Lettlands. Dafür nahm ich auch einen größeren Umweg in Kauf. Warum ich dort schon immer hinwollte? Ich weiß es nicht wirklich. Der Kryziu Kalnas, wie er heißt, ist eine ehr kleine Erhebung. Schon seit 1830 stellten die Menschen immer wieder Kreuze für Opfer von Aufständen und Kriegen auf. Mehrfach wurde diese Stätte vernichtet aber auch immer wieder neu aufgebaut. Heute sind es über 10.000 Kreuze die hier stehen. Ich fand es einfach beeindruckend und eine ganz besondere Atmosphäre. Dafür hat sich der Umweg für mich durchaus gelohnt.

Am Abend ging es dann immer weiter Richtung Westen. Das letzte Ziel des heutigen Tages war Palanga, Litauens berühmtester Badeort. Leider erfüllten sich meine Befürchtungen und es war mir einfach viel zu touristisch. Also machte ich mich recht schnell auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. 2 angesteuerte Campingplätze machten einen ehr geschlossenen Eindruck. Also fuhr ich ziellos gen Osten. Kurz vor dem Flugplatz entdeckte ich einen Parkplatz direkt an einem Badesee mit Wasserskianlage. Ein für mich geeigneter Ort zum Übernachten. Und ganz allein war ich mit meiner Idee hier auch nicht. Am nächsten Morgen gab ich dem Badeort noch eine zweite Chance und siehe da, am frühen Vormittag, ganz ohne Touristenmassen, war es doch ein recht netter Ort.

Weiter ging es nun über Klaipeda und per Fähre auf die Kurische Nehrung. 50 km dieser Landzunge gehören zu Litauen, die anderen 50 km zu Russland. Einen ersten Stop legte ich in Juodkrante ein. Hier schaute ich mir den Raganu Kalnas, den Hexenpfad, an. Künstler haben hier skurrile Holzskulpturen rund um Hexen, Dämonen und Geister aus alten litauischen Sagen und Märchen geschaffen. Nach so viel Kultur ging es nun aber endlich an einen der zahllosen Strandabschnitte.

Meinen letzten Stop vor meinem zweiten Trip nach Russland legte ich auf dem Campingplatz in Nida ein. Von hier aus ging es am Nachmittag zu Fuß auf die knapp 60 m hohe Düne Pardnizio Kopa. Es bot sich ein toller Blick sowohl auf die Ostsee als auch das Haff. Und der russische Teil der Landzunge war auch bereits in Sichtweite. Von der Düne ging es durch den Ort und weiter an den Strand. Auch hier tat ich mal wieder den restlichen Tag nicht wirklich viel. Von Ausspannen und schwimmen mal wieder abgesehen.

Kryziu Kalnas – Berg der Kreuze

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Oblast Kaliningrad / Калининград (RUS)

Als letztes auf meiner Reise durch Belarus und das Baltikum sollte es nochmals nach Russland, in den Oblast Kaliningrad, gehen. Der Grenzübertritt auf der Kurischen Nehrung war meine bisher entspannteste Einreise nach Russland. Es gab keine Warteschlangen. Zudem wurde die Migration Card per PC von den Grenzbeamten ausgefüllt und als krönenden Abschluss gab es die Zollerklärung sogar auf Deutsch. Für die Region Kaliningrad musste man noch ein zusätzliches Formular ausfüllen, dieses gab es hier auch auf Englisch. Der Papierkram war dieses Mal schnell erledigt. Die Zollkontrolle erfolgte ebenfalls zügig und problemlos und schon war ich in Russland eingereist. Kurz hinter dem Grenzübergang musste man 5 EUR für die Einfahrt in den Nationalpark zahlen. Auf meine Nachfrage bekam ich einen Flyer auf russich mit allen Sehenswürdigkeiten. Auf meinen Weg über den russichen Teil schaute ich mir unter anderem den Schwanensee (Озеро Лебедь) an. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt konnte man einiges über die Flora, Fauna und die Geogeschichte der Nehrung erfahren aber auch über die Befestigungsarbeiten der Förster an den Dünen. Vom Aussichtspunkt bot sich ein schöner Blick auf den Leuchtturm von Nida, das Ostkap, die Wanderdünen sowie den Schwanensee.

Mein nächster Stop war Ephas Höh (Высота Зфа), von Litauen kommend kurz nach dem Abzweig nach Morskoje (Pillkoppen). Hier führt ein Wanderweg von einem kleinen Parkplatz hinauf auf einen der schönsten Punkte der Nehrung. Von zwei Aussichtsplattformen eröffnet sich ein toller Blick über ein 5 km langes Wanderdünenfeld, den Ort Morskoje und das Haff. Die Petsch Düne, eine der höchsten Dünen auf der Nehrung, ist 62 m hoch, 1,8 km lang und 0,6 km breit. Ihr Gipfel wurde nach dem Förster Franz Epha benannt, der an der Stabilisierung der Wanderdünen auf der Nehrung beteiligt war.

Natürlich durften auch die Tanzenden Bäume (Танцующий Лес) bzw. die Betrunken Bäume auf meiner Tour nicht fehlen, den ungewöhnlichsten Teil des Kiefernwaldes. Es gibt mehrere Versionen wie die gekrümmten, in Ringe verdrehte, „tanzenden“ Bäume entstanden sind: von biologischen und waldpathologischen, bis bioenergetischen. Am Anfang der Wanderweges befindet sich der erhalten gebliebene Unterbau der berühmten Segelflugschule, die sich von 1921 bis 1945 auf der Kurischen Nehrung befand.

Einen letzten erhabenen Ausblick genoss ich von Müllers Höh (Высота Мюллера). Der Wanderweg beginnt am Möwenbruch und führt über eine steile Düne, die durch die Anpflanzung der Bergkiefer Ende des 19. Jahrhunderts befestigt wurde. Man durchquert einen ausgedehnten Forst aus Bergkiefern. Vom Gipfel der Düne aus hat man eine hervorragende Aussicht auf den ältesten Teil der Nehrung, die “Insel”, die einer der Ausgangspunkte für die Entstehung der Halbinsel vor 7000 – 8000 Jahren war. Eine Aussichtsplattform auf einer Höhe von 44,4 m über dem Meeresspiegel bietet eine atemberaubende Aussicht auf das Meer, das Haff, Rybachy und den See.

Zwischendurch besichtigte ich das ein oder andere Dorf und begab mich immer mal wieder an den hier wirklich einsamen und endlosen Strand. Insgesamt gefiel mir der russische Teil wesentlich besser als der Teil in Litauen.

Auf meinen Weg nach Kaliningrad / Königsberg schaute ich mir noch die Orte Selenogradsk (Зеленоградск / dts Cranz), am Südende der Nehrung, Svetlogorsk (Светлогорск / dts. Rauschen) und Jantarny (Янтарный / dts. Palmenicken) an. In Jantarny verbrachte ich auch wieder ein paar Stunden am Strand und natürlich auch einige Zeit im Wasser der Ostsee.

Schwanensee

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