1. Etappe – 900 km
Gut vorbereitet und voller Neugierde ging es am 26. April endlich los. Von Schleswig-Holstein aus führte mich die erste Etappe via „Vogelfluglinie“ nach – Puttgarden – Rodby – Helsingør – Helsingborg, quer durch Schweden bis nach Stockholm. Gute 900 km, entspannt in 10 Stunden. In Stockholm angekommen, ging es abends an Bord und zehn Stunden später in der finnischen Hafenstadt Turku von Bord.
2. Etappe – 700 km
Ab jetzt hieß das Motto „Russland ich komme!“. Von Südwest Finnland über Tampere – Jyväskylä – Kuopio – Nurmes – bis in den Nordosten Finnlands nach Kuhmo.
3. Etappe- 10 km, Russland im Wald der Formulare
Die Grenze zu Russland verläuft nahe Vartius. Es war noch hell und ich beschloss noch an diesem Tag Finnlands Nachbar einen Besuch abzustatten.
Von Meter zu Meter stieg die Spannung. Hatte ich auch alle erforderlichen Papiere dabei? Auf der finnischen Seite erfolgte eine simple Passkontrolle. Danach erreichte ich den russischen Teil der Grenze. Bis zum Schlagbaum vorfahren, Motor abschalten und ab ins Abfertigungsgebäude. Hier erhält man das erste von unzähligen Formularen, wahlweise auf russisch oder auf finnisch. Ich entschied mich für die russische Version und füllte mit Hilfe meiner Grundkenntnisse in der russischen Sprache nahezu alle erforderlichen Angaben aus. Auf Unterstützung der russischen Beamten konnte ich nicht bauen. Schlussendlich half mir eine nette Finnin, die letzten Angaben einzutragen. Für mein nun tadellos ausgefülltes Formular, wurde ich mit einem Stempel in meinem Pass und einer Emigrationskarte von der russischen Beamtin belohnt. Doch die Abfertigung war damit noch nicht erledigt. Es folgte der Zollschalter. Wieder ein Formular auf Russisch. Diesmal wurde abgefragt, ob es etwas zu verzollen gab. Danach, man mag es erahnen, folgte selbstverständlich der nächsten Schalter. Das Auto musste noch versichert werden, denn in Russland gilt nicht die „grüne Versicherungskarte“. Auf Grund meiner Reisevorbereitung rechnete ich mit 15 – 20 Euro für einen Versicherungsschutz für 15 Tage. Doch dies galt, wie ich vor Ort feststellen musste, nur für Fahrzeuge bis 50 PS. Da mein Fahrzeug über 163 PS verfügt, wurde der höchsten Betrag von 48 Euro für Fahrzeuge ab 160 PS fällig. Diese Versicherungsbescheinigung musste daraufhin wieder am Zollschalter vorgelegt werden. Erst jetzt konnte die Einfuhrerklärung für mein Fahrzeug ausgestellt werden. Mit einem Haufen Papiere in der Hand kehrte ich in mein Auto zurück.
Eine kurze Fahrzeugkontrolle, ein Blick in den Kofferraum und der Schlagbaum öffnete sich. „Russland ich bin da!“…fast… denn meine Formular-Sammlung sollte nicht umsonst gewesen sein. Vorm letzten noch folgenden Schlagbaum wurden alle „gesammelten Werke“ erneut gecheckt…..Endlich, ich bin in Russland! Nach gerade mal zehn gefahrenen Kilometern, meinte es die Göttin der Kontrolle, wenn es diese gäbe, besonders gut mit mir. Auch die russsiche Polizei hatte ein Interesse, meine Papiere zu begutachten. Ich blieb gelassen, trug es mit Fassung, ich hatte mittlerweile Routine in diesen Dingen.
Um zur ersten Kontrolle zu gelangen muss man bereits das erste Formular ausfüllen. Leider gab es diese hier nur auf Finnisch und Russisch. Also das was klar ist ausgefüllt und ab zur nicht ganz so freundlich schauenden Beamtin. Sie wird mir schon helfen – dachte ich. Leider schickte sie mich zurück nach dem sie mir zu verstehen gab, das alles und richtig auszufüllen sei. Zum Glück half mir eine freundliche Finnin auch noch die letzten Felder dank ihrer englischen Übersetzung auszufüllen. Nun gab es von der netten russischen Beamtin einen Stempel in den Pass und die Emigrationskarte. Weiter ging es zum Zollschalter. Hier war der Beamte wesentlich freundlicher und füllte mit mir und seiner englischen Übersetzung, das Formular gab es hier nur auf Russisch, aus. Hier wurde nur vermerkt was man alles bei der Einreise zu verzollen hatte. Dann musste die Versicherung für das Fahrzeug am nächsten Schalter, dem Schalter einer russischen Versicherung, abgeschlossen werden. Auf Grund meiner vorherigen Recherchen rechnete ich mit 15 – 20 EUR für 15 Tage. Auf Grund der mir vorgelegten Tabelle musste ich erkennen, dass dieser Betrag nur für Fahrzeuge bis 50 PS gilt. Da mein Fahrzeug aber 163 PS hat, musste ich den höchsten Betrag zahlen. Dieser beträgt rund 48 EUR für 15 Tage und gilt für Fahrzeuge ab 160 PS. Mit dieser Versicherungsbescheinigung ging es nun wieder zurück zum Zollschalter. Nun wurde noch die Einfuhrerklärung für das Fahrzeug ausgestellt. Nun mit allerlei Papieren ging es wieder zum Fahrzeug. Eine kurze Kontrolle des Fahrzeuges und der mit geführten Sachen und der Schlagbaum öffnete sich. Weiter ging es zum nächsten Schlagbaum. Hier erfolgte erneut eine Kontrolle des Passes und der Fahrzeugpapiere. Dies war die letzte Zollkontrolle. Insgesamt hat die Grenzabfertigung nicht ganz eine Stunde gedauert. Nach kurzer Fahrzeit, ca. 10 km hinter der Grenze, folgte dann auch schon die erste Polizeikontrolle. Diese beinhaltet wie in Russland üblich, die Kontrolle von Pass und Fahrzeugpapiere sowie einen kurzen Blick in das Wageninnere.
Da war ich nun im großen Russland. Das Abenteuer hat begonnen und bis jetzt problemlos. Soviel sei bereits an dieser Stelle verraten, es gab auch auf der gesamten weiteren Reise keine größeren Probleme!
4.Etappe – 168 km
4.Etappe – 168 km
Kostomukša – Voknavolok – Kalevala
Meine Fahrt führte mich nach Kostomukša entlang der A 134. Es lag Ende April noch Schnee am Straßenrand. Erstaunlicher Weise entsprach die Straße europäischem Standard, Schlaglöcher waren hier eher selten. Ein kleiner Rundgang in dieser Stadt genügte, es gab hier wenige Sehenswürdigkeiten, und ich entschied, die Stadt in nördlicher Richtung zu verlassen. Vorbei an der Erzmiene auf einer aufgeweichten Sand-/Kiespiste erreichte ich nach 60 km die Stadt Voknavolok. Hier wollte ich meine erste Nacht auf russischem Boden verbringen, Ein geeigneter Stellplatz war nötig. Ich suchte dafür einheimischen Rat. Zwei russische Männer, leicht angetrunken, boten mir erst einmal eine Tasse Wodka an. „So lässt sich besser reden“, dachte ich und nahm die gastfreundschaftliche Geste dankend an. Es gab einige Irritationen, die sowohl auf den alkoholisierten Zustand der Männer als auch auf die beiderseitigen Sprachbarrieren zurückzuführen waren. Schlussendlich akzeptierten Sie mich als Deutschen. Sie empfahlen mir, gleich nach Kalevala über den zugefroren See zu fahren. Sie würden mich auch gern begeleiten. Eine Fahrt über Eis war mir nun doch etwas zu riskant. Mit Mühe konnte ich diese Männer überzeugen, dass es für mich wesentlich praktischer wäre, alleine und auf dem Landweg nach Kalevala zu fahren. Nach langem Hin und Her, verabschiedete ich mich und fuhr weiter. Schnee, Matsch, Schlamm begleiteten meinen Weg in den Norden. Es wurde langsam dunkel und die Stellplatzfrage war immer noch nicht geklärt. Die Straßenverhältnisse erforderten meine komplette Konzentration. Ich rate allen Abenteuerlustigen in Russland nicht im Dunkeln zu fahren, die Schlaglöcher sind tückisch. In Kalevala angekommen, bot mir eine Tankstelle den optimalen Nachtplatz. Es war 1 Uhr nachts, ich war froh, kaputt und schlief sofort ein. Russland, mein Abenteuer hatte begonnen.
Die Seen waren hier noch zugefroren. Zwei russische Männer, etwas angetrunken, Auf er Suche nach einem
Solch eine Straße sollte ich erst zum Ende meiner Russlandreise wieder finden. Hätte ich das zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, man wie hätte ich diese letzten Kilometer schlaglochlose Piste genossen… Nach einer kurzen Rundreise durch die Stadt ging es weiter aus der Stadt raus in nördlicher Richtung. Auf einer einigermaßen passablen Sand- / Kiespiste. Vorbei am Gelände der Erzmiene. Nach knapp 60 Kilometer erreichte ich Voknavolok. Hier war ursprünglich geplant einen Ort zum abstellen meines Fahrzeuges zu finden und die erste Nacht in Russland zu verbringen. Aber es kam leider etwas anders als geplant. Auf der Suche nach einem geeigneten Standplatz fragte ich zwei Männer in ihrem Lada. Diese waren zwar nicht mehr ganz nüchtern aber freundlich. Ein weiterer Mann war nicht ganz so freundlich. Aber als ich ihnen verständlich machen konnte, daß ich nicht, wie sie dachten, aus Finnland sondern aus Deutschland kam war die Welt wieder in Ordnung und die Gastfreundschaft kam auf. Es ging zum Ufer des vereisten Sees und, wie sollte es anders sein, es gab für jeden erst einmal eine Tasse (!) Wodka. OK ich war nicht unfreundlich und lehnte erst die zweite Tasse ab. Erstaunlicherweise, jedenfalls für mich, hat mich die ungewöhnliche Wodkamenge nicht umgehauen. Nun wollten mich die Männer auf den rechten Weg nach Kalevala bringen. Da meine russischen Kenntnisse sehr rar waren, brauchte es eine Weile bis ich ihnen verständlich machen konnte das ich kein Hotel suche sondern lediglich einen Platz für mein Auto suche und dann in diesem übernachten wolle. Nun ging es wieder zum Ufer des Sees. Allerdings sollte ich nun mit Ihnen ca. 11.000 m über den See fahren. Dies wollte ich aber weder mir noch meinem Auto antun. Dafür war ich einfach zu ängstlich, lag vielleicht auch daran das wir in Deutschland einfach keine richtig zugefrorenen Seen mehr kennen. Allerdings waren die Männer, wenn ich sie richtig verstanden habe, so gastfreundlich das dies für sie nicht in Frage kam. Leider waren sie mittlerweile auch „etwas“ vom Alkohol angeschlagen und konnten sich nicht mehr ganz so verständlich ausdrücken. Nun fingen sie auch noch an, mir des Öfteren den Namen Hitler zuzurufen und dabei mit ihren Fäusten zu drohen. Allmählich kam auch etwas Angst in mir auf. Ich beschloss daher mich für den gastfreundlichen Abend zu bedanken, mich zu verabschieden und doch noch weiter zu fahren. Die Verabschiedung zog sich aber noch etwas in die Länge. Letztendlich kam ich gegen 22:00 Uhr los und machte mich weiter auf den Weg in Richtung Norden. Der Weg bot nun neben den bereits schon gewohnten Schlaglöchern auch noch eine nette Auswahl an Schlamm, Eis bzw. Schnee. Leider fand ich erst im 85 km entfernten Kalevala einen geeigneten Übernachtungsplatz – ich beschloss direkt an der Tankstelle zu parken. Hier traf ich etwas kaputt gegen 1:00 Uhr ein, wobei ich die letzte Stunde im Dunkeln fahren musste was man bei den russischen Straßenverhältnissen nach Möglichkeit eigentlich vermeiden sollte. Dies war zum Glück auch meine einzige Nachtfahrt während meiner Russlandreise.
5. Etappe – 180 km – Die Natur zeigt Dir den Weg
5. Etappe – 180 km – Die Natur zeigt Dir den Weg
Kalevala – Kem – Weißes Meer
Ein neuer Tag, ein neues Ziel. Von der Akademia Baltika in Lübeck hatte ich vor meiner Reise einen Tipp bekommen, dass sich ein Besuch in Paanajärvi lohnt, ein abgelegenes Dorf am Ufer des Kem, in dem die Zeit stehen geblieben scheint.
Es war kalt, knapp über dem Gefrierpunkt und es nieselte als ich meinen Wagen startete. Die anfangs asphaltierte A135, die mich in östlicher Richtung nach Somba führte, wandelte sich wie erwartet schnell in eine Buckelpiste. Kurz vor Somba verließ ich die A135 in Richtung Süden. Geplant war das Auto nach 18 km stehen zu lassen, mit der Fähre über den Fluss Kem überzusetzen und ins Dorf zu laufe.
Daraus wurde nichts. Das Wetter machte aus der Straße eine schlammige, risikoreiche Bahn. Ich kehrte nach ca. 12 km um und ließ das Dorf Dorf sein. Leider war an diesem Tag kein gutes Wanderwetter.
Zurück auf der A135 machte ich mich auf den Weg in die Stadt Kem. Kurz vor der Kreuzung mit der M18 gab es auch wieder Asphalt unter die Räder. Nachdem ich mir etwas Kem angeschaut hatte, versuchte ich den Hafen zu finden. Dieser war zwar nicht ausgeschildert aber nah einigen Irrfahrten zu finden. Hier quartierte ich mich in dem Hotel „Prigal“ ein. Das Hotel bot guten Standard. Mein Zimmer verfügte über Dusche und WC. Leider erfuhr ich, dass die Fähre zur Klosterinsel Soloveckij nur im Sommer fährt. Bei einem Spaziergang am Hafen war dies auch klar, der Hafen befand sich unter einer dicken Eisdecke. Das Weiße Meer war wirklich weiß – weiß wie Eis.
6. Etappe – 250 km – Babuschka ich will in meinem Auto schlafen!
6. Etappe – 250 km – Babuschka ich will in meinem Auto schlafen!
Kem – Belomorsk – Nadvoicy – Segeža
Ich war mit dem Komfort des Zimmers zufrieden, das Bad war in Ordnung, ich hatte ausgeschlafen und freute mich auf das Frühstück. Man muss wissen, ich liebe Frühstücken. Der Tag kann nicht besser beginnen als mit einem guten Frühstück.
In Russland fängt das Frühstück gleich mit dem Mittagessen an. So scheint es. Deftige Nudeln, würzige Kochwurst und ein Block Schokolade präsentierten sich mir am Frühstückbuffet.
Nix mit Marmelade, Müsli oder einer Scheibe Brot. Egal, auch das macht satt, dachte ich und startete gestärkt meine Erkundungstour durch die Stadt Kem. Ein schöner sonniger Tag, blauer Himmel. Straßen wurden gefegt und Paraden geübt. Die Vorbereitung zum 1. Mai war allgegenwärtig.
Auf der M18, der Verbindungsstraße zwischen Murmansk und St. Peterburg, ging es in den „Süden“. Auch hier täuschte der erste Straßeeindruck und man musste jeden Moment auf weitere unzählige Schlaglöcher gefasst sein. Ich statte Belomorsk noch einen Besuch ab und gestaltete mein Mittagessen auf dem Rückweg zur M18 in freier Natur. Ich hatte für die Russland-Fahrt genügend Proviant eingepackt und machte mir es am Belomorsko-Baltijski-Kanal gemütlich. Es gab Nudeln nach Art des Hauses auf dem Gaskocher, herrlicher Blick in die Natur inbegriffen.
Für die Nacht fand ich in der Stadt Segeža, die an dem See Vyozero liegt, einen bewachten Parkplatz. Diese sicheren Parkplätze findet man häufiger in russischen Städten. Russen parken nach der Arbeit sicher ihren PKW an diesem Ort und fahren morgens wieder los. Über dem Gelände, in einer Art Hochsitz, saß eine pummelige, ältere Dame und bewachte ein Meer von Ladas, Uaz-Kleinbussen und einigen westlichen Autos. Ich bezahlte meine Standgebühr und machte der guten Dame verständlich, dass nicht nur mein Auto hier über Nacht bleibt, sonder ich gleich mit. Sie schaute etwas entrüstet, noch keiner hätte hier in seinem Auto geschlafen. Aber sie würde gut auf mich aufpassen. Das klang beruhigend.
7. Etappe – 300 km – Verbotene Fotos
Segeža – Medvežegorsk – Kiwatsch – Kondopoga
Nach dem ich am Morgen die Frontscheibe innen von Eis befreit und mich mit einem deutschen Frühstück gestärkt hatte, ging es auf der bereits bekannten M18 weiter in den Süden über Medvežegorsk bis nach Povenec.
Die Städte liegen am nördlichen Ende des Onegasees (Powenezbucht). In Povenec mündet der Weissmeer-Ostsee-Kanal (Belomorsko-Baltijskij-Kanal). Ich entschloss mich an seinem Westufer etwas in nördlicher Richtung zu fahren. Damit der Kanal auch durch die Schifffahrt genutzt werden kann, sind kurz vor der Mündung einige Schleusen errichtet worden.
Leider wurde ich vom Schleusenwärter lautstark darauf aufmerksam gemacht, dass das Fotografieren nicht erlaubt sei. Na gut, noch zwei Bilder, die Entfernung zwischen uns war ja groß genug, und es ging weiter. Auf dem Rückweg fand ich ein wunderschönes Plätzchen nahe der Kanalmündung um mein gewohntes Mittagsmahl auf meinem Kocher zuzubereiten. Es war wieder ein super sonniger Tag, Bis auf den ersten Tag war das Wetter ja stetig sonnig.
Nach dem Mahl ging es wieder am Nordufer nach Medvežegorsk. Auf der nun schon bestens bekannten Straße ging es immer weiter in Richtung Süden. Auf dem Weg nach Kondopoga wurde noch eine Pause am Wasserfall Kiwatsch im gleichnamigen Naturschutzgebiet eingelegt. Dieser imposante Wasserfall gehört zu den höchsten Flachlandwasserfällen Russlands. Dort gibt es einen kleinen Park mit Museum und einigen Händlerständen. Ein kleines Entgelt für den Parkplatz bzw. als Eintritt ist zu entrichten.
Entlang des großen Onegasees erreichte ich bei 20° Grad die Stadt Kondopoga, 50 km nördlich von der karelischen Hauptstadt Petrozavodsk entfernt.
Die Sonne schien und ein Bummel über die typischen Märkte, wo es vom Topf bis zum Autoersatzteil alles zu kaufen gibt, bot Abwechslung.
8. Etappe – 60 km – Wir feiern den 1. Mai
Kondopoga – Petrozavodsk
Heute ging es in die Hauptstadt.
Mittlerweile hatte ich die ersten Schwierigkeiten mit dem Kalender, dies sollte mir heute das erste Mal so richtig auffallen. In Petrozavodsk angekommen ging es auf die Suche nach einem Hotel.
Als erste erkundigte ich mich im Hotel „Fregat“ direkt am Onegasee. Der Preis nicht gerade billig. Also versuchte ich mein Glück im Hotel „Karelia“. Das große moderne Haus war zwar schon etwas günstiger aber selbst im Vergleich mit deutschen Hotels nicht gerade günstig. Also auf zum dritten Hotel. Im „Sewernaja“ in der Straße „Lenina“ fand ich dann ein gutes Zimmer für etwas über 50 €. Na also und mitten im Zentrum.
Als ich das Hotel zur Entdeckungstour verließ stolperte ich direkt in den Maiumzug. Ach so wir hatten ja den 1. Mai. Wahnsinn wie viel Menschen an dem Umzug teilnahm. Natürlich unter Begleitung mit der typischen russischen Musik auf aus einer fahrenden Musikbox. Vom Hotel ging es an den Onegasee. Es war wieder herrlicher Sonnenschein bei Temperaturen um die 20°. An einem Stand kaufte ich ein brötchenartiges Gebäckstück. Voller Heißhunger bis ich rein. Und was war das – es schmeckte nach kaltem Fisch. Absolut nicht mein Geschmack. Ein Blick in´s Wörterbuch und es hießt übersetzt ja auch fisch. Auf dem Rummelplatz am Hafen gab es dann Schaschlik und Cola. Das Fleisch war medium aber ok. An vielen Ecken der Stadt gab es Stände und Bühnen. Es war ein richtig schöner tag zum entspannen. Leider stellte sich heraus, das auch der Onegasee weiter im Norden noch teilweise zugefroren war. Die Fähre nach Kiizin färt es ab dem 15. Mai. OK haken wir auch diese Klosterinsel ab. Am Abend gab es dann in einem netten Café, unweit meines Hotels, eine schöne leckere Portion Nudeln. Dazu ein kühles Bier und einen Espresso zum Nachtisch. Und alles für knappe 4 €.
9. Etappe – 360 km – Valaam und zwei abenteuerliche Griechen
Petrozavodsk – Sortavalla
Heute ging es von der Hauptstadt aus in den Westen. An den Ladogasee. Die Straßen waren mittlerweile richtig gut geworden. Fast durchgehend Asphalt ohne größere Schlaglöcher. Ich kam gut voran. Am Ufer des Flusses Uksunjoki, machte ich meine Mittagspause. Der Fluss, mit seinen vielen Stromschnellen, ist ein wahres Paradies für Freunde des Raftings. Ein Besuch auf die Insel Valaam stand anschließend auf dem Plan. Die Überfahrt zur Klosterinsel erfolgt bei Sortavala. Auch hier war ich einfach zu früh unterwegs. Nicht eine Schiffstour fährt vor Mitte Mai vom Hafen aus. Ich war nicht der einzige am Hafen, der enttäuscht der Anlegerstation den Rücken kehrte. Ich traf hier auf zwei Fahrradtouristen. Zwei Griechen, die nach St. Peterburg geflogen waren und sich von dort auf den Weg per Rad durch Karelien machten. „Auch eine Möglichkeit die Region zu entdecken!“, dachte ich. Von ihnen erfuhr ich, dass die Route entlang des Westufers des Ladogasee zwar nicht gesperrt sei, jedoch in einem sehr schlechten Zustand war. Sortavala bot aus meiner Sicht nicht viel Sehenswertes. und ich verließ die Stadt auf Rat der Radfahrer entlang der östlichen Seite des Ladogasees. Am Abend traf ich in Salmi ein. Eine Tankstelle bot mir einen Stellplatz. Das Sicherheitspersonal hatte nichts dagegen. Aufs Grillen verzichtet hier an diesem Standort lieber.
10. Etappe – 354 km – Rushouer in Russland
Olonec- Novaja Ladoga – St. Peterburg
Nach einer weiteren ruhigen und erholsamen Nacht ging es weiter auf der A 130 entlang. In Pogrankonduši bot ein Aussichtsturm einen wunderschönen Blick in die Landschaft bis zum Ladogasee.
Ich fuhr und plötzlich hielt mich die Miliz an. Sie klärte mich auf, dass ich zu schnell gefahren bin. Irgendwo muss ich ein Schild mit 40 km/h übersehen haben.
Ich bot ihnen an, die Strafe mit Euros zuzahlen. Sie lehnten ab. Ich war irritiert. Stattdessen. bekam ich eine per Hand ausgefüllte DIN A 4 Seite mit dem Hinweis auf ein Geldinstitut. Leider verstand ich nicht soviel, dass ich unbesorgt meine Weiterfahrt antreten konnte. Ein kurzer Anruf bei Konstantin Abert von Abenteuer-Russland beseitigte meine Zweifel. Es gibt in Russland in jeder größeren Stadt die Sberbank. Bei diesem Institut muss man die Strafe einzahlen. Der Polizist hatte sich korrekt verhalten und nach Vorschrift gehandelt. Auch das kommt in Russland vor.
Auf der M 18 einige Kilometer vor St. Petersburg begann der Stress. Es war Nachmittag und die Autos fuhren im Stop and Go. Aber nicht alle. Die einen überholten trotz Gegenverkehr, die anderen entschieden sich für den Standstreifen. Es war ein einziges Chacos. So fahren die Russen also Auto!
Völlig durchgeschwitzt erreichte ich St. Peterburg. Immerhin, dass Navi in meinem Auto hat die Stadt erkannt und mir eine Übersichtskarte angeboten, doch einen geeigneten Stellplatz konnte mir das Navi auch nicht nennen. Bewachte Parklätze gab es in dieser Stadt viele. Zwei Russen boten mir auf ihrem bewachten Parkplatz Unterschlupf. Hatten Sie doch mit mir und den Deutschen Mitleid. Da vor einigen Tagen Bayern München gegen St. Peterburg im Fußball verloren hatte. Wir besiegelten das mit deutschem Bier, dass ich in meinem Bordgepäck dabei hatte. Es war ein schöner Abend mit den Beiden. Einer von Ihnen hatte bei der russischen Armee in Frankfurt / Oder gedient. Der Andere lebte einige Zeit in Bad Segeberg.
11. Etappe – 139 km – Ostseestrand
St. Peterburg – Vyborg
St. Peterburg ist groß und wunderschön. Die Zeit wurde knapp. Die Stadt muss in einem weiteren Urlaub unbedingt erkundet werden. Uns so war schon der nächste Urlaub verplant.
Ich fuhr die 25 km auf einer Schotterpiste entlang. Es gab dafür keine Schlaglöcher. Zwischen Ozerki und Ermilovo fuhr ich nach Agricolan. Dies ist der Name des Strandes oder gar der Bucht? Es war traumhaft schön. Der Kiefernwald ging direkt bis zum Strand. Die Sonne strahlte und der Strand war menschenleer. Ein schöner Fleck Erde zum surfen.
Frisch gestärkt ging es weiter auf der A 123 nach Vyborg. In Vyborg angekommen quartierte ich mich im gleichnamigen Hotel ein und startete meine Erkundungstour durch die Stadt. Erstaunlich wie europäisch auf einmal alles wieder aussah.
12. Etappe – 62 km – Zurück in „Europa“
Vyborg – Helsinki
Leider war das Wetter an meinem letzten Russlandtag nicht mehr so perfekt. Der Himmel hing voller dunkler Wolken. Nach dem Frühstück, bezahlte ich noch meinen Strafzettel für meine überhöhte Geschwindigkeit auf dem Weg nach St. Petersburg im Geldinstitut. Zu den 100 Rubel (ca. 3 Euro) Strafe kamen noch 20 Rubel Gebühren, 2 Quittungen mit 4 Stempeln. Ich machte mich auf den Weg zur Grenze. Nach einer Polizeikontrolle erreichte ich die letzte günstige Tankstelle vor Finnland. Bis zum Anschlag tankte ich voll – und das für 0,68 EUR pro Liter.
Die Abfertigung bei der Ausreise aus Russland war erwartungsgemäß langsam. Doch ich kannte mich schon mit dieser Prozedur aus. Diesmal wurden die Einreiseformulare mit dem Ein-Finger-Zielsystem in den Computer eingegeben. Wozu weiß ich bis heute nicht. Nach fast 20 Minuten waren alle Daten im System und ich konnte zum Zollgebäude weiterfahren. Hier ging die Abfertigung zügig und problemlos. Ich war wieder in Finnland.