Gjende
Auf Grund der doch aktuell hohen Fährpreise machte ich mich auf dem Land- und Brückenweg nach Norwegen auf. Durch einige Umstände stand die Tour bis zum Start in den Sternen. Der Aufbruch kam selbst für mich etwas überraschend. Aber spontane Touren sollen ja meist die Besten sein.
Mein erstes Ziel war der Gjende. Ein See knapp 100 km NW von Lillehammer. Auf Grund von aktuellen Grenzkontrollen kam ich dort nach rund 1.600 km erst gegen 16:00 Uhr an. Dies hielt mich aber nicht davon ab, direkt nach meiner Ankunft in Gjendersheim den Rucksack zu schultern und die Wanderschuhe zu schnüren. Eigentlich wollte ich am See entlang und unterwegs mein Zelt aufschlagen. Aber geeignete Plätze für mein Zelt gab es für mich nur am Anfang des Weges. Das war mir einfach noch zu früh. Also ging es die 15 km bis nach Memurubu in einem Stück durch. Leider gab es unterwegs immer wieder kleinere Schauer. Die Temperatur lag bereits beim Start knapp unter 10°. Schönes Wetter ist etwas anderes. Gegen 20:00 Uhr kam ich an. Hier gab es eine Berghütte mit einer Vielzahl von Betten und Zimmern sowie Sanitäranlagen. Ich schlug jedoch mein Zelt am See auf. Nach einer Tütenmahlzeit zog ich mich recht schnell in meinen Schlafsack zurück. Die Anfahrt und die Wanderung hatten mich doch etwas geschafft.
Nach einer erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen von Memurubu wieder zurück nach Gjendersheim. Dieses Mal aber nicht entlang des Seeufers sondern ein ganzes Stück weiter höher, über den Besseggen. Die Wegzeit war für diese Strecke mit 7 Std. angegeben. Insgesamt galt es um die 1.000 Höhenmeter zu bewältigen. Allerdings war der höchste Berg auf dieser Strecke lediglich 1.743 m hoch. Die Tour hatte es für mich dennoch ganz schön in sich. Ich denke es lag nicht nur an einem recht schweren Rucksack, immerhin hatte ich Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher, … dabei. Das für mich schönste Stück der Tour kam direkt nach dem Seeufer des Bessvatnet. Hier ging es direkt an der Felswand nach oben. Für dieses Stück ist Schwindelfreiheit sicherlich von Vorteil. Insgesamt galt es immer wieder über Felsstufen sich nach oben zu arbeiten. Dabei bot sich ein toller Blick auf den ca. 500m tiefer gelegenen Gjende. Oben ankommen ging es nun erst einmal bis zum höchsten Punkt der Tour über Geröll und Felsblöcke. Nach dem höchsten Punkt galt es nun nach Gjendersheim auf knapp 1.000 m abzusteigen. Ich hatte mir eine wirklich schöne Tour zum Anfang ausgesucht. Insgesamt war ich in 1,5 Tagen knapp 30 km unterwegs gewesen. Mal schauen ob es für das eigentliche Ziel meiner Reise, den Galdhøpiggen reicht. Mit 2.469 m Höhe ist er der höchste Berg ganz Skandinaviens.
Galdhøppigen – Neuschnee im Sommer
Mein nächstes Ziel war der Galdhøppigen. Etwas skeptisch war ich, hatte ich doch bei meiner ersten Tour in Norwegen arg zu kämpfen gehabt. Und das bei nicht einmal 1.800 m Höhe und „lediglich“ 1.000 Höhenmeter. Aber versuchen wollte ich es auf jeden Fall.
Zur Besteigung des Galdhøppigen gibt es zwei Routen. Die eine Route startet an der Juvasshytta auf ca. 1.800 m Höhe. Sie ist die kürze Variante und in meiner Karte mit 3,5 Std. aufwärts und 3 Std. abwärts angegeben. Allerdings führt diese Tour über den Styggebrean Gletscher und ist nur mit einem Führer zu bewältigen. Die zweite Variante, und die Tour für die ich mich entschied, startet in Spiterstulen.
Nach Spiterstulen gelangte ich über die private Mautstraße. Spiterstulen besteht aus einigen Hütten. Hier gibt es ein Restaurant, man kann Zimmer oder ganze Hüten anmieten. Ich entschied mich jedoch erneut für die Unterkunft in meinem Zelt. Bei meiner Ankunft war recht gutes Wetter. Es schien zeitweise die Sonne und die Temperaturen waren mal wieder in den Bergen zweistellig.
Für das passieren der Mautstraße bezahlte ich 80 NOK und für einen Zeltstellplatz für 2 Nächte nochmals 160 NOK. Beides ist in der Rezeption zu zahlen. Ich wählte einen Stellplatz etwas vor der Hüttensiedlung direkt am Fluss Visa. Den Nachmittag ließ ich entspannt angehen. Ich wanderte etwas umher, ließ wesentliche Höhenmeter jedoch bewusst aus.
Am nächsten Morgen ging es für mich um 7:30 Uhr los. In Spiterstulen, auf ca. 1.100m Höhe waren es 6° und der Himmel versprach kein allzu gutes Wetter. Ich passierte den Fluss und weiter ging es immer den Hang hinauf. Der Weg ist, wie generell in Norwegen, mit einem roten T sehr gut gekennzeichnet. Allerdings nur bei entsprechender Sicht.
Bei ca. 1.500 m fingen die ersten Stein- bzw. Felsfelder an. Bei knapp 1.700 m ging es zum ersten Mal über ein Schneefeld. Es lief sich recht gut. Meine Steigeisen hatte ich bewusst im Auto gelassen. Ich hätte sie auf der heutigen Tour auch nicht wirklich gebraucht. Leider ließ die Sicht immer mehr nach und bei 2.000 m fing es auch noch an mit schneien. Beim Abstieg vom Vorgipfel Svellnose (2.272 m) war es schwierig die Orientierung zu behalten. Zum Glück hatte ich mein GPS mit. Hier traf ich auch auf einen Vater mit seinem Sohn, aus Osnabrück. Die beiden überlegten auf Grund der Sichtverhältnisse umzukehren. Sie schlossen sich mir und meinem GPS an. Die Sicht war zwischenzeitlich mehr als bescheiden geworden. Zu dem wehte ein extrem kalter und starker Wind und es schneite immer weiter. Den letzten Vorgipfel Kellhaus topp (2.355 m) streiften wir knapp unterhalb des Gipfels. Zumindest sagte mein GPS das er keine 10 m südlich liegen müsste. Zu sehen war nichts. Von hier aus war es noch ein letzter Anstieg bis wir vor der Galdhøppigen Hütte standen. Auch sie war erst recht spät auszumachen. Ohne GPS hätten wir sicherlich eine etwas andere Richtung gewählt. Eine Markierung war auf dem letzten Schneefeld nicht auszumachen und der Bogen von Ost in Richtung Nord ist bei den Witterungsverhältnissen die heute vorherrschten nicht wirklich zu erkennen gewesen. Auf dem Gipfel herrschte ein enormer Andrang. Es gab einige größere Gruppen die den Weg über den Gletscher von Juvasshytta genommen hatten. In der Hütte war kaum ein Platz zu finden. Es gab hier sogar einen kleinen Kiosk und ein freies WLAN Netz. Ich zog draußen eine windstille Ecke dem ganzen Trubel vor. Natürlich durfte der letzte Schritt auf den Gipfel nicht fehlen. Leider war absolut keine Sicht. Es war zudem weiterhin sehr kalt, windig und es schneite weiter.
Beim Aufstieg blieb ich knapp unter den 5 Stunden die die Karte vorgab. Hierbei hatte ich sogar noch eine Kaffeepause eingelegt. Der Rückweg ging dann, dank Vater und Sohn die vor eilten, recht zügig voran. Auf den Schneefeldern konnten wir sogar trotz lediglich Bergschuhen, „rasante“ Abfahrten genießen. Zwar ließen der Schnee und der Wind nach aber er tauschte lediglich seinen Platz mit Nieselregen. Trotz zwei kleinerer Gegenanstiege brauchten wir vom Gipfel bis zum Ausgangspunkt auf 1.100 m lediglich etwas über 2 Stunden. Die Gipfelpause nicht beachtet war ich für die gesamten 15 km 71/4 Std. unterwegs.
Zurück in Spitestulen bei 8° und Regen gönnte ich mir noch eine Dusche. Die Duschmarke gab es für Übernachtungsgäste gratis. Allerdings konnte man die Wassertemperatur lediglich von gletscherkalt auf eiskalt stellen. Ich entschied mich für eiskalt, gletscherkalt war mir dann doch etwas zu frisch.
Wie seit Jahren üblich, gab es nach der erfolgreichen Gipfelbesteigung Kassler mit Kartoffeln und Sauerkraut. Zwar nur aus der Dose aber nach der Tour mehr als lecker. Und zum Nachtisch gab es Vanillepudding mit Himbeeren. Allerdings von travellunch aus der Tüte. Aber natürlich auch mehr als lecker.
Leider sollte es an diesem Abend mit regnen nicht mehr aufhören. So ging es für mich dann bereits gegen 20 Uhr in den Schlafsack. Allzu geschafft war ich nach der Tour erstaunlicherweise nicht. Insgesamt ist die Tour bei guten Witterungsverhältnissen sicherlich recht einfach zu meistern. Aber ich denke, dass das heutige Wetter leider ehr die Regel als die Ausnahme bildet.
Trolltunga / Trollzunge
Der nächste Tag begann nicht ganz so optimal. Nach dem ich das Zelt im Regen eingepackt hatte und mich auf den Weg machte, übersah ich am Vormittag beim Rückwärtsfahren eine Eisenstange in Höhe der Heckscheibe. Ein Nachteil von der Einparkhilfe, man vertraut ihr nach einiger Zeit ziemlich blind. Nun hatte ich ein Loch in der Heckscheibe. Zum Glück half mir die erste Werkstatt an der ich auf dem Weg gen Süden vorbei kam. Ich hätte auch in 2 Tagen eine Ersatzscheibe bekommen können. Entschied mich aber die provisorische Lösung mittels Folie. Das wird bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland schon halten, so meine Hoffnung.
Auf Grund dieses Malheurs hatte ich leider wenig Zeit die Route durch die Berge zu genießen. Ich machte mich ziemlich direkt auf den Weg zu meinem nächsten Ziel, der Trolltunga oder auf Deutsch der Trollzunge. Ich kam am späten Nachmittag in Skjeggedal auf dem Parkplatz an. Bereits auf der ganzen Strecke von Tyssedal standen Schilder, dass die Zufahrt für Wohnmobile und Wohnwagen verboten sei, aber auch zelten und campen nicht gestattet ist. Allerdings stellte es sich vor Ort dann doch etwas anders heraus. Man konnte im Kiosk ein 24 Std. Parkticket lösen und im Auto übernachten. Hierfür musste ich stolze 400 NOK zahlen. Das der Norwegen Trip nicht günstig wird, wusste ich aber schon vorher. Im Kiosk konnte ich mich auch noch nach dem Klettersteig erkundigen. Ich hatte im Internet gelesen, dass es vom Stausee einen Klettersteig Namens Himmelsstigen gibt. Allerdings führt dieser nur mit Eisenklammern 200 m – 250 m senkrecht an einer Felswand entlang. Da dieser Weg keine wirkliche Zeitersparnis bringt, verzichtete ich auf dieses Abenteuer und entschied mich für den normalen Weg. Bei meiner Ankunft kehrten auch einige Deutsche von der Tour gerade zurück. Mir wurde empfohlen sehr zeitig aufzubrechen und am besten vor 11:00 Uhr an der Trollzunge zu sein. So plante ich meinen Start am nächsten Morgen bereits um 5:00 Uhr. Immerhin galt es 22 km und einige Höhenmeter zu bewältigen. Vor Ort war die Wegzeit mit 10 – 11 Std. angegeben. Also hieß es bei nun mittlerweile sommerlichen Temperaturen zu entspannen. Hierzu bot sich auch ein Bad im kalten Stausee direkt am Parkplatz an.
Am nächsten Morgen schaffte ich es sogar noch vor 5:00 Uhr aufzubrechen. Der erste Kilometer geht sehr steil über Steinstufen entlang. Man ahnt es schon vom Parkplatz aus, dass man aus dem Tal komplett aufsteigen muss. Auf dem ganzen Weg ist an jedem vollen Kilometer ein Schild. So sieht man immer wieviel km man schon geschafft hat und wieviel man noch vor sich hat. Ob das jetzt besonders motivierend ist, weiß ich allerdings nicht. Auch zwischen den Kilometern 2 und 4 sind noch etliche Höhenmeter zu meistern. Danach wird der Weg deutlich entspannter. Auf Grund der frühen Uhrzeit war es noch sehr kalt. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten mich erst nach etwas mehr als 2 Stunden. Nach nicht ganz 4 Stunden hatte ich mein Ziel erreicht. Nicht schlecht für 11 km und etliche Höhenmeter. Die Mühe hatte sich gelohnt, auf Grund der wenigen Besucher vor Ort konnte ich die Trollzunge ganz ohne anstehen bewundern. Es ist schon ein sehr besonderer Fels. Darauf zu stehen empfand ich als recht angenehm. Da der Fels doch recht breit ist. Allerdings habe ich darauf verzichtet mich direkt an die Kante zu setzen und die Beine baumeln zu lassen. Man muss ja schließlich nicht alles mitmachen.
Im Anschluss ging es noch etwas mehr als 1 km Richtung Süden zu einer Felsformation mit dem Namen Preikestolen. Hier bot sich ein toller Blick zu dem tief unten liegenden Stausee und auf die Felsen drum herum. Auf dem Rückweg zur Trollzunge schaute ich noch an einigen anderen Stellen ins Tal. Es boten sich immer wieder tolle Tiefblicke. Und das bei strahlendem Sonnenschein und, zumindest im Windschatten, recht warmen Temperaturen. Auf dem Rückweg gönnte ich mir dann nochmals die Tollzunge. Da es mittlerweile kurz nach 11:00 Uhr war, musste ich etwas anstehen. Es waren ca. 20 Leute vor mir „dran“. Aber alles ging ganz entspannt von statten. Es gab kein drängeln und jeder konnte so viel Zeit auf der Zunge verbringen wie er wollte.
Nach einer kleinen Stärkung vor Ort machte ich mich auf den Rückweg anzutreten. Hierbei hatten es für mich gerade die Abschnitte zwischen dem 4. und 3. km sowie die 1. km in sich (vom Parkplatz gesehen) in sich. Es waren besonders steile Abschnitte bzw. wieder die bescheidenen Steinstufen. Insgesamt brauchte ich für den Rückweg nicht ganz 3 Stunden. Auf Grund meines zusätzlichen Ausfluges zum Preikestolen waren es dann insgesamt fast 28 km bei ca. 8 Std. reine Wegzeit. Leider hielt der Sonnenschein nicht die komplette Tour an. Die letzten Meter musste ich dann noch im Regen bewältigen. Dies hielt mich aber nicht von einem erneuten erfrischenden Bad ab.
Insgesamt eine tolle Tour. Teilweise war sehr viel Schlamm auf dem Weg. Auf jeden Fall würde ich jedem raten sehr früh zu starten und sicherlich ein Ziel was man gesehen haben sollte.
Preikestolen
Am Nachmittag machte ich mich noch auf den Weg zum Lysefjord. Hier befanden sich die beiden letzten Ziele meiner Reise durch Norwegen. Ab Skare wählte ich die kleineren Straßen und vermied somit die Fahrt über Stavanger. Dafür ging es über Fähren und Brücken und durch eine teilweise sehr waldreiche Landschaft. Die in meinem Navi und meinen Karten noch eingetragene Fähre zwischen Ropeid und Sand ist inzwischen eingestellt wurden. Einige Kilometer südlich wird das Fjord jetzt durch eine Brücke überspannt. Den Abend ließ ich auf einem Parkplatz, natürlich mit Fjordblick und sommerlichen Temperaturen ausklingen.
Am nächsten Morgen startete ich erneut relativ früh. Mein heutiges Ziel war der Preikestolen. Ein Fels welcher sich über 600 m senkrecht über dem Lysefjord erhebt. Allerdings ist hier die skandinavische Einsamkeit nicht zu erwarten. Für 150 NOK stellte ich mein Auto auf einem der Großparkplätze ab und machte mich, wie so viele andere auf den Weg zum Fels. Die Strecke sind zwar nur 4 km, aber es gibt natürlich wieder ein paar Gegenanstiege und diese unzählige Steinstufen. Ich brauchte für die Strecke etwas über eine Stunde. Leider herrschte bei meiner Ankunft Nebel und es war nicht viel von der so gepriesenen Aussicht zu sehen. So hatte ich reichlich Zeit die Felsen in der näheren Umgebung zu erkunden. Es gab immer wieder Pfade die noch ein ganzes Stück höher hinaufführten. Nach einiger Zeit hatte ich einen tollen Platz gefunden. Über mir schien bereits die Sonne und der Himmel war blau. Der Nebel unter mir verzog sich auch bald und gab immer wieder tolle Blicke auf den Preigestolen frei. Gerade mit dem Nebel fand ich es ein beeindruckende Kulisse. Auf dem Rückweg ließ ich es mir natürlich nicht nehmen den Blick von der Felskante zu genießen. Aber auch hier habe ich darauf verzichtet liegend über die Kante zu schauen. Das wird wahrscheinlich nie mein Ding werden. Insgesamt brachte ich es heute auf 12 km. Eine schöne Tour die man sich aber immer mit Massen von Besuchern teilen muss.
Kjeragbolten
Mein letztes Ziel auf dieser Tour sollte der Kjeragbolten sein. Wohl ein jeder hat schon mal ein Bild von diesem berühmten Klemmfelsen am Lysefjord gesehen. Der Startpunkt für die Tagestour ist etwas oberhalb von Lysebotn, am Ende des Fjordes. Ich nahm die Straße 45 und folgte dem letzten Stück der Straße 500. Eine Alternative wäre von Lauvvik die Fähre über das Lysefjord zu nehmen.
Bis ich in die Berge kam herrschte erneut sommerliches Wetter. Blauer Himmel und knapp 25°. Leider herrschte dann in den Bergen sehr dichter Nebel. Irgendwie fand ich aber doch den Parkplatz der als Startpunkt für die Tour beschrieben war. Für 24 Std. betrug die Gebühr hier ebenfalls 150 NOK. Allerdings durfte man nicht vor Ort übernachten. Nicht mit dem Wohnmobil oder den Wohnwagen, aber auch nicht in einem „normalen“ Fahrzeug. Der Parkplatzwächter empfahl mir jedoch knapp 1km wieder zurück zu fahren. Dort sei eine Stelle wo man mit dem Auto übernachten kann. Das ganze hatte den Vorteil, dass es auch einen Weg von dieser Stelle aus gab, der auf den Weg vom Parkplatz nach ca. 1 km mündet. So hatte ich einen Übernachtungsplatz und sparte mir für den morgigen Tag gleich noch die Parkplatzgebühr. Eine andere Variante wäre gewesen, mit dem Zelt in Richtung Kjeragbolten aufzubrechen und sich auf dem Weg eine Stelle für das Zelt zu suchen. Dies war mein ursprünglicher Plan. Allerdings hatte ich bei dem vorherrschenden Nebel keine richtige Lust aufzubrechen und verschob den Start auf den morgigen Tag.
Auch bei dieser Tour ging es mal wieder früh los. Der Nebel hatte sich gerade am Startpunkt aufgelöst als ich startete. Direkt an meinem Parkplatz begann ein Pfad der nach ca. 1 km auf dem „Hauptweg“ (Weg vom Parkplatz) mündete. Allerdings musste man auf diesem Zustieg teilweise schon etwas am Felsen entlang kraxeln. Aber da die Felsen trocken waren, war dies kein Problem. Auf dem Hauptweg angekommen, folgte ich diesem bis zum Gipfelplateau. Dabei gab es 3 Abschnitte die mit Ketten gesichert waren. Bei trockenem Wetter war dies aber entspannt zu meistern. Insgesamt stieg man 2 mal wieder in eine Einsattlung ab um gleich auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Das letzte Stück ging dann mit gemächlichem Anstieg über das Gipfelplateau. Ich befand mich bereits den größten Teil des Hinweges im Sonnenschein, während das Fjord noch vom Nebel bedeckt war. Bevor man am letzten großen Wegweiser (Wegweiser mit in mitten einem riesigen Steinhaufen) auf dem Plateau nach Süden zum Kjeragbolten geschickt wird, ging ich weiter westwärts bis zum Ende der Felsplatte. Hier boten sich tolle Blicke auf das über 1.000 m tiefer liegende Lysefjord. Einfach ein Traum bei diesem perfektem Wetter. Der Nebel hatte sich zwischenzeitlich nun auch im Tal aufgelöst. Im Anschluss ging es dann aber endlich zum heutigen Tagesziel. Die letzten 200 – 300 m folgt man einem Bachlauf absteigend bevor man dann direkt vor dem Kjeragbolten steht. Ein wirklich spektakulärer Anblick. Direkt an der Hangkante kann man auf den Felsen steigen. Diese Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Auch wenn knapp 1.000 m nichts unter dem Felsen ist, fühlte ich mich nicht wirklich unwohl.
Natürlich wurde es nun inzwischen ziemlich voll rund um den kleinen Felsen. Daher entschied ich mich für eine andere Route für den Rückweg. Ich stieg im Bachlauf wieder auf, folgte diesem jedoch über den Einstieg weiter auf der NO Seite. Nach einiger Zeit waren schon wieder die bekannten Markierungen (rotes T) zu erkennen. Man hält ab dem Zustiegspunkt vom Hinweg knapp 1,3 km die Richtung bei und biegt dann knapp 90° nach NO ab. Als nächstes geht man knapp unterhalb eines 1.084 m hohen Gipfel entlang bevor man dann in das dahinterliegende Tal absteigt. Hier muss man nun irgendwie an der Felswand entlang zum Flusstal absteigen. Am Fluss angekommen hält man sich weiter in Richtung NO und geht westlich am Seeufer entlang. Kurz nach dem Ende des Sees trifft man dann wieder auf den Hauptweg in Höhe der letzten Einsattlung vor dem Gipfelplateau des Hinweges. Ab hier hieß es sich für den weiteren Weg wieder in die Menschenmassen einreihen. Schon Wahnsinn wie viele Leute an diesem sonnigen Nachmittag unterwegs waren. Wie gut dass ich zumindest für den Rückweg noch ein bisschen Fjaelleinsamkeit genießen konnte.